Pilotprojekt: Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Vogelschutz im Saarland (KViS) 2022

Das Projekt Kompetenzzentrum für Vogelschutz im Saarland ist ein gemeinsames Projekt des NABU Saarland und des Ornithologischen Beobachterrings Saar (OBS). Es werden drei Bereiche des Vogelschutzes übernommen. Die staatlichen Aufgaben des Vogelschutzes werden von der staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz wahrgenommen. Ein großer Dank geht an das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz (MUKMAV), welches dieses Projekt finanziert.

Modul 1 – Wissenschaftlicher Vogelschutz

Wissenschaftlicher Vogelschutz: Innerhalb des Kompetenzzentrums intensiviert der OBS die landeskundliche Forschung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Vogelkunde, die zugleich der Förderung des Vogelschutzes sowie der Unterstützung in Fragen des Naturschutzes im Saarland dient. So wird in unterschiedlichen Monitoring Projekten die Bestandsentwicklung von seltenen, aber auch von "noch" häufigeren Brutvogelarten überwacht, um daraus eine belastbare Grundlage für Rückschlüsse auf die Entwicklungen in den jeweiligen Vogellebensräumen zu erhalten. Dazu zählen etwa die Erstellung einer „Roten Liste“, die Datenbereitstellung für EU- Meldepflichten in Natura 2000-Schutzgebieten oder Übersichten zur aktuellen Entwicklung von Neozoen oder Koloniebrütern.

Die Bilanz für den Part wissenschaftlicher Vogelschutz im Projekt KViS im Anlaufjahr 2022 fiel durchaus positiv aus, auch wenn konkrete Ergebnisse teils noch nicht sichtbar sind bzw. noch nicht sichtbar sein können.

  • Monitoring häufiger Brutvögel (MhB): 23 von 30 Probeflächen konnten bearbeitet werden. Landeskoordination nun erstmals eigens mit Mitteln ausgestattet, was für eine erfolgreiche Fortführung des MhBs auch von grundsätzlicher Bedeutung ist.

  • Monitoring seltener Brutvögel (MsB): Das Budget erlaubte u. a. die Einrichtung einer Start-Zählkulisse, die nun weiter ausgestaltet und ergänzt wird. Mit Erfassungen in Zählgebieten wird 2023 gestartet. Damit ist das Brutvogelmonitoring im Saarland künftig breiter aufgestellt und umfasst erheblich mehr Vogelarten. Die Erfolgsaussichten sind günstig. Die dauerhafte finanzielle Untermauerung der Landeskoordination ist essentiell. Wie beim MhB sollten allerdings darüber hinaus auch beim MsB Mittel für eine Aufwandsentschädigung für die Erfasser*innen separat in Aussicht gestellt werden.

  • Datenhaltung-/aufbereitung für Vogelschutzzwecke: Diese Position erfordert angesichts des anstehenden Vogelschutzberichtes 2025 aktuell eine entsprechende inhaltliche Ausrichtung und hat eine gewisse Dringlichkeit. Grundlegende Arbeiten konnten aufgrund der Teilfinanzierung im Rahmen der KViS in Angriff genommen werden, erstrecken sich aber über 2022 hinaus. Sie konzentrieren sich gegenwärtig auf die Brutvogelarten. Das Budget für diese Position sollte in 2023 deutlich erhöht werden. Die Arbeiten sind umfänglich und aufwändig, auch weil Daten aus 6 bzw. 12 Jahren aufzubereiten und auszuwerten sind.

Insgesamt fällt die Bilanz 2022 KViS für das Modul 1 nicht schlecht aus. Denn ohne die finanziellen Mittel wären die o. a. Arbeiten nicht oder nur zu einem kleinen Teil möglich gewesen. Konkrete Erfolge kann es aber nur sukzessive geben, wenn das Projekt dauerhaft fortgeführt wird. Erste greifbare Ergebnisse über das in 2022 erreichte hinaus, sind bereits 2023 zu erwarten, etwa erste Daten MsB und Basisauswertungen zur Situation der Brutvögel im Saarland.

Modul 2 – Praktischer Vogelschutz

Praktischer Vogelschutz: Die Erarbeitung von Artenschutzmaßnahmen und Konzepten zum Beispiel für Gebäudebrüter und deren Vorstellung in den öffentlichen Medien und auf Veranstaltungen ist ein essentieller Bestandteil für die Öffentlichkeitsarbeit und gehört zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums. Zusätzlich übernimmt die Beratungsstelle auch die Koordination der anstehenden Aufgaben zwischen den Projektpartnern und die Verwaltung des Projektes.

Beratungstätigkeit zum Vogelschutz (Gebäudebrüter, Artenschutzmaßnahmen, etc.)

Telefonische Beratung zu Vogel- und Fledermausschutz Themen erfolgte in 2022 über den NABU Landesverband Saarland. Des Weiteren erfolgte auch Beratung von Anfragen über die Sozialen Medien. Hier erfolgte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem KViS, der Wildvogelauffangstation und der Projektleitung des „Schwalben Willkommen“ Projektes.

Mitarbeit an Artenschutzkonzepten & -projekten und Öffentlichkeitsarbeit, Erstellung von Materialien

Das Merkblatt „Artenschutz an Gebäuden – Leitfaden für einen verantwortungsvollen Umgang bei Neubauten, Umbauten, Renovierungen und energetischen Sanierungen an Gebäuden“ war ursprünglich eine Auftragsarbeit an die Vogelschutzwarte Hessen, von deren Seite die Vorarbeit für dieses Papier geleistet wurde. Das Merkblatt wurde durch das KViS ergänzt und weiterbearbeitet, sodass im Oktober 2022 ein Entwurf am an das MUKMAV geliefert wurde. Dieser Entwurf befindet sich zurzeit im MUKMAV im Layout Prozess und wird voraussichtlich in 2023 fertig gestellt werden.
Durch eine Initiative und Idee der Wildvogelauffangstation (kurz WiVo) entstand parallel zum Merkblatt (siehe oben) ein Flyer über Mauersegler, welcher inhaltlich durch das Team der WiVo erarbeitet wurde. Dieser wurde im Mai 2022 an das MUKMAV gesendet und kann nach Absprache voraussichtlich in 2023 fertig gestellt werden.

Die graphische Fertigstellung des Flyers über Mauersegler und des Merkblattes „Artenschutz an Gebäuden – Leitfaden für einen verantwortungsvollen Umgang bei Neubauten, Umbauten, Renovierungen und energetischen Sanierungen an Gebäuden“ wird sich ins neue Jahr 2023 ziehen. Die Materialien könnten ab 2023 als Vorlage für eine Gebäudebrüter-Kampagne dienen, eine Tagung und Aktionen zum Thema Gebäudebrüter sind für 2023 und die darauffolgenden Jahre in Planung.

Im Oktober 2022 erschien eine Pressemitteilung der Presseabteilung des MUKMAV zur KViS, die glücklicherweise von der SZ aufgegriffen wurde.

Ohne das Pilotprojekt KViS, wäre eine Koordination zwischen der NABU-Beringungsstation, dem Ornithologischen Beobachterring Saar e.V. (OBS) und dem NABU-Landesverband nicht in diesem Maße realisierbar gewesen. Durch das Projekt wurden dringende Maßnahmen für den Vogelschutz im Saarland ergriffen. So konnte endlich der Start für eine Gebäudebrüter Initiative vorbreitet werden, die im Rahmen der energetischen Sanierung und des Flächenverbrauchs sowohl vom NABU, von Ornithologen, von Vogelschützern als auch von den Behörden als Artenschutzmaßnahme für dringend notwendig erachtet wird, da die Tiere in Wohnungsnot geraten. Auch die telefonische Beratung wurde sehr gut angenommen, viele verletzte Vögel konnten an Pflegestellen vermittelt werden. Andere konnten durch Beratung überzeugt werden Nisthilfen oder Kotbretter an Gebäude anzubringen. Im Mai 2022 wurde eine zwischen MUKMAV, OBS, Beringungsstation und NABU abgestimmte Pressemitteilung zum Pilotprojekt KViS über den NABU Saarland veröffentlicht.

Hier fungierte im Jahr 2022 das KViS als Ansprechpartner im NABU Saarland für die NABU-Stiftung, die die Projektleitung inne hat und potentielle Käufer neuer Flächen betreut. (Info: https://NABU-saar.de/moselaue)

Modul 3 – Zugvogelmonitoring

Zugvogelmonitoring an der NABU-Beringungsstation: Seit 2008 betreibt der NABU Saarland die Vogelberingungsstation „Mittleres Saartal“ in Saarlouis-Lisdorf. Im sogenannten IKEA-Biotop wurde auch 2022 im Rahmen des Kompetenzzentrums für Vogelschutz im Saarland eine wissenschaftliche Herbstzugerfassung durchgeführt. Ziel war eine hauptamtliche Koordination und Projektdurchführung im Zeitraum Juli bis November 2022. (Info: https://NABU-saar.de/vogelberingung)

Detailierte Informationen zur NABU-Beringungsstation auch im Jahresbericht unter NABU-Beringungsstation.

Staatliche Vogelschutzwarte

Der administrative Teil der KVIS, die Staatlichen Vogelschutzwarte des Saarlandes, ist im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) angesiedelt.

Sie bespielt alle rechtlichen Fragestellungen des Vogelschutz zum Beispiel Ausnahmegenehmigungen nach §45 BNatSchG (Rabenvogelabschussgenehmigungen, Artenschutz an Gebäuden, Betreuung der saarländischen Vogelschutzgebiete in Kooperation mit der Naturwacht), Prüfung von Eingriffsvorhaben, wenn Vögel betroffen sind (WEAs, Fotovoltaikanlagen u.a.), Unterstützung des Vogelmonitorings beim OBS, Zusammenarbeit bei Artenhilfsprogrammen mit NABU und OBS. Beratung von Behörden, Firmen und Privatpersonen in allen Fragen des rechtlichen Vogelschutzes und Erarbeitung des 6- jährigen EU Vogelschutzberichtes für das Saarland in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Biodokumentation im MUKMAV.

Ansprechpartner*innen

NABU Saarland: Christine Steiner, 01512421867,
E-Mail: Christine.SteinerNABU-saar.de

Ornithologischer Beobachterring Saar: Günter Süßmilch,
E-Mail: infoornithologie-saarland.de

Beringungsstation: Dr. Sebastian Kiepsch,
E-Mail: Sebastian.kiepschNABU-saar.de

Staatliche Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz: Christoph Braunberger,
Tel. +49(0)681 8500-1152,
E-Mail: lualua.saarland.de