Mäßig nährstoffreiche Nasswiesen feuchter Standorte werden pflanzensoziologisch in den Calthion-Verband gestellt. Sie werden auch als Sumpfdotterblumen-Wiesen bezeichnet. Diese Wiesen beherbergen artenreiche Lebensgemeinschaften und sind Lebensraum einer große Anzahl seltener und gefährdeter Arten. Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) kann als eine der Leitarten für intakte Nasswiesen angesehen werden. Für den Erhalt der Vorkommen dieser charakteristischen Orchidee besitzt Deutschland besondere Verantwortung.
Der Hauptlebensraum dieser Art, die Nasswiesen, sind zwar nach § 30 BNatSchG geschützt, repräsentieren aber keinen FFH-Lebensraumtyp und stehen deswegen derzeit weniger im Fokus der nationalen und regionalen Schutzbemühungen. Früher in allen Naturräumen des Saarlandes häufig, sind Nasswiesen heute selten geworden und regional, wie im Saartal oder den Kalkgebieten des Moselgaus, sogar nahezu erloschen. Diese Rückgangstendenzen halten immer noch an. Während in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Meliorationsmaßnahmen eine wesentliche Rückgangsursache dieses Lebensraumtyps waren, begründet er sich heute im Wesentlichen in der Aufgabe der Nutzung der ehemaligen nassen Wiesenflächen, die in der heutigen landwirtschaftlichen Produktion keine Bedeutung mehr haben.
Im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wurde vom NABU Landesverband das Projekt „Bewusstseinsbildung und Entwicklung einer handlungsorientierten Verantwortung für Feucht- und Nasswiesen mit Beständen des Breitblättrigen Knabenkrauts (Dactylorhiza majalis)“ (in der Folge kurz als „Knabenkraut-Projekt“ bezeichnet) vom 1. Juli 2012 bis 28. Februar 2015 durchgeführt und abgeschlossen. Dieses Vorhaben hatte zum Schwerpunkt, ehrenamtliche NaturschützerInnen, aber auch VertreterInnen der Gemeinden im Saarland, anhand einer attraktiven Art beispielhaft an das Thema „Verantwortung im Naturschutz“ und „Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands“ heranzuführen und einen gewissen Schutz durch freiwillig eingegangene, vielfach ideelle Patenschaften für die Flächen zu erreichen.
Im Rahmen dieses Projektes wurde eine von Ehrenamtlichen gestützte Erfassung der Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrautes durchgeführt, die von der Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes – DELATTINIA fachlich begleitet und unterstützt wurde. Diese Inventarisierung konnte im Rahmen des Projektes ca. zwei Drittel der Landesfläche abdecken.
Wesentliches Ziel des Projektes „Förderung von Maßnahmen zum Erhalt der Sumpfdotterblumen-Nasswiesen des Saarlands“ ist es, mit Erhalt, Wiederherstellung und Entwicklung der artenreichen Nasswiesen im Saarland einen Beitrag zu leisten, der dem Rückgang der Biotopflächen entgegenwirkt und die Population des Breitblättrigen Knabenkrautes im Saarland stützt.
Dabei soll in Anknüpfung an das Knabenkraut-Projekt eine weitgehende landesweite Abdeckung der Inventarisierung artenreicher Calthion-Wiesen mit Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrautes erreicht werden. Aufbauend auf diese Datengrundlage werden prioritäre Flächen ermittelt, für die ein Schutz- und Entwicklungskonzept erstellt wird („Flächen-Steckbrief“), mit Hilfe dessen für eine Flächenauswahl konkrete Maßnahmen beschrieben, initialisiert und gegebenenfalls beauftragt werden. Dabei sind Maßnahmen zur Erstpflege, Pflegemahd, Flächensicherung o.ä. denkbar.
Eine weitere Art, die im Rahmen des Projektes geschützt werden soll, ist das Moorglöckchen (Wahlenbergia hederacea), auch Efeublättriges Moorglöckchen oder Moosglöckchen genannt.
Das kleine Pflänzchen aus der Verwandtschaft der Glockenblumen hat einen fädigen Stängel mit kleinen, bis etwa eine Zentimeter großen, Blätter, deren Umriss an die eines Efeus erinnern (Name!). Die niederliegenden Triebe kriechen durch die Vegetation. Ab Mitte Juli bilden sich hellblaue, bis 1 cm große Blüten. Sie ähneln in der Form denen der bekannten Wiesen-Glockenblumen wie der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia), sind jedoch wesentlich kleiner und zierlicher.
Die Vorkommen des Moorglöckchens im westlichen Hunsrück, sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Saarland gelegen, sind bedeutendster Vorposten am Ostrand des westeuropäischen Areals der Art. In Deutschland gibt es darüber hinaus nur noch wenige weitere Gebiete, in denen die Art vorkommt. Vielfach sind diese Vorkommen bereits erloschen, wie in einem kleinen Teilareal um Kaiserslautern. Das Moorglöckchen ist an feucht-humides Klima gebunden, so dass es im westlichen Saar-Ruwer-Hunsrück mit seinem regenreichen und kühlen Regionalklima gute Bedingungen findet.
Lebensraum der Art sind moorige und anmoorige Wiesen und Weiden und lichtdurchflutete Auen. Sie besiedelt die bachnahen Bereiche von basenarmen Flachmooren, gemähte oder durch extensive Beweidung offen gehaltenen Waldbinsen-Nasswiesen und Quellmooren über bodensauren Standorten. Das konkurrenzschwache Moorglöckchen ist an eine regelmäßige Mahd oder extensive Beweidung angewiesen. Bei Düngung oder Entwässerung verschwindet es sofort. Nach Brachfallen der Flächen kann es sich eine Zeitlang halten, um dann dem Konkurrenzdruck von Waldsimse (Scripus sylvaticus), Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder anderen hochwachsenden Arten zu erliegen.
Viele der ehemaligen Fundstellen, die der Altmeister der Feldbotanik des Saarlandes, Dr. Paul Haffner, aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch kannte, sind heute verschwunden. Dafür findet man heute Populationen auch in anthropogen überprägten Flachmoorbereichen, wie auf Freizeit-Grundstücken, deren Rasenflächen kurz gehalten werden oder in der Umgebung von Fischteichen. Hier erfolgt noch eine Mahd der Vegetation, wie sie früher in den gesamten Bachauen üblich war. Auch auf feuchten, nicht befestigten Waldwegen findet das Moorglöckchen Lebensraum. Diese Vorkommen sind jedoch nur vorübergehender Natur.
Nutzungsaufgabe, Düngung und Entwässerung der Nasswiesen und intensive Beweidung werden wohl auch in Zukunft dazu führen, dass sich die Art von ihren Primärstandorten zurückzieht. Dem soll mit gezielten Maßnahmen zum Erhalt dieser Standorte entgegengewirkt werden.
Wer Vorkommen des Moorglöckchens kennt, den bitten wir, uns diese mitzuteilen: per E-Mail an birgit.freiheitnabu.saarland.de oder thomas.schneiderdelattinia.de (bitte mit möglichst genauer Angabe der Fundstelle, am besten mit der Markierung auf einer Karte oder einem Luftbild, oder einer Koordinate (kp.delattinia.de/ol) oder gleich auf FFIpS, dem neuen Faunistisch-Floristischen Informationsportal Saarland (kartierung.delattinia.de).
Das Projekt beinhaltet die im Folgenden aufgelisteten Teilziele und Arbeitsschritte:
Projektträger: NABU Landesverband Saarland e.V.
Kooperationspartner: DELATTINIA , Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes e.V., fachliche Begleitung und wissenschaftliche Supervision sowie Einbindung bei der Datenerfassung