Kompetenzzentrum für Vogelschutz im Saarland (KViS)

Das Projekt Kompetenzzentrum für Vogelschutz im Saarland geht nun ins zweite Jahr. Das Projekt wird vom NABU Saarland und dem Ornithologischen Beobachterring Saar (OBS) gemeinsam durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz (MUKMAV) finanziert.

  1. Praktischer Vogelschutz: Die Erarbeitung von Artenschutzmaßnahmen und Konzepten zum Beispiel für Gebäudebrüter und deren Vorstellung in den öffentlichen Medien und auf Veranstaltungen ist ein essentieller Bestandteil für die Öffentlichkeitsarbeit und gehört zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums. Seit 2023 ist gemeinsam mit dem MUKMAV eine Kampagne für den Schutz von Gebäudebrütern gestartet worden. Die Broschüre Bau schlau ist seit 4.1.2024 verfügbar. In Planung sind Vorträge / Schulungen für Handwerker, Dachdecker und Architekten. Ebenso gibt es für Privatleute, zukünftige Bauherren und Hausbesitzer mit Sanierungsbedarf Vorträge in unserem NABU-Waldinformationszentrum oder der Handwerks- und Architektenkammer.

  2. Wissenschaftlicher Vogelschutz: Innerhalb der Kompetenzstelle intensiviert der OBS die landeskundliche Forschung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Vogelkunde, die zugleich der Förderung des Vogelschutzes sowie der Unterstützung in Fragen des Naturschutzes im Saarland dient. So wird in unterschiedlichen Monitoringprojekten mithilfe standardisierter Methoden die Bestandsentwicklung von seltenen, aber auch von "noch" häufigeren Brutvogelarten überwacht, um daraus eine belastbare Grundlage für Rückschlüsse auf die Entwicklungen in den jeweiligen Vogellebensräumen zu erhalten. Als lokale Organisation des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) fließen die Ergebnisse des OBS zudem in bundes- bzw. europaweite Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ein. Wesentliche Schwerpunkte sind neben der landesweiten Sammlung und Aufbereitung vogelkundlicher Daten auch die regelmäßige Bewertung und Stellungnahme zu aktuellen Themen, bei denen der Vogelfauna eine besondere Relevanz als Umweltindikator zukommt. Dazu zählen etwa die Erstellung einer Rote Liste, die Datenbereitstellung für EU?Meldepflichten in Natura 2000-Schutzgebieten oder Übersichten zur aktuellen Entwicklung von Neozoen oder Koloniebrütern.

  3. Seit 2008 betreibt der NABU Saarland die Vogelberingungsstation „Mittleres Saartal“ in Saarlouis-Lisdorf. Im sogenannten IKEA-Biotop, einem fünf Hektar großen Feuchtgebiet, das als Ausgleichsfläche zum Gewerbekomplex entstanden ist, werden jedes Jahr über 10.000 Vögel zur wissenschaftlichen Untersuchung gefangen, beringt, vermessen und wieder frei gelassen. Ziel ist die kontinuierliche Bestandserhebung, um Veränderungen und potenzielle Gefährdungen zu erkennen, z.B. im Zuge des Klimawandels. Insbesondere zum Herbstzug dient das Biotop einer Vielzahl von Zugvögeln als wichtiger Trittstein auf dem Weg in die Winterquartiere, darunter sind auch europaweit bedrohte und seltene Arten.

    Die Arbeit, die aktuell von einem kleinen ehrenamtlichen Team durchgeführt wird, saisonal durch Freiwillige aus ganz Deutschland verstärkt, ist beeindruckend. Für die Kenntnis um den Bestand der Arten im Saarland und deren Veränderungen, etwa durch klimatische Gegebenheiten, ist dieses Engagement unverzichtbar. So konnte 2019 im Feuchtgebiet der Saaraue nach längerer Trockenheit zum ersten Mal der Flussregenpfeifer nachgewiesen werden. Durch den Einsatz der Ornithologen ist dieser Fund erst nachweisbar geworden.

  4. Der abministrative Teil der KVIS, die Staatliche Vogelschutzwarte des Saarlandes, ist im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) angesiedelt. Sie  bespielt alle rechtlichen Fragestellungen des Vogelschutz zum Beispiel Ausnahmegenehmigungen nach §45 BNatSchG (Rabenvogelabschussgenehmigungen, Artenschutz an Gebäuden, Betreuung der saarländischen Vogelschutzgebiete in Kooperation mit der Naturwacht), Prüfung von Eingriffsvorhaben, wenn Vögel betroffen sind (WEAs, Fotovoltaikanlagen u.a.), Unterstützung des Vogelmonitorings beim OBS, Zusammenarbeit bei Artenhilfsprogrammen mit NABU und OBS. und berät Behörden, Firmen und Private in allen Fragen des rechtlichen Vogelschutzes und Erarbeitung des 6 jährigen EU Vogelschutzberrichtes für das Saarland in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Biodokumentation im MUKMAV.

Ansprechpersonen:

  • NABU Saarland:
    Christine Steiner, Tel. 01512421867, E-Mail: Christine.SteinerNABU-saar.de
  • Ornithologischer Beobachterring Saar:
    Günter Süßmilch, E-Mail: info@ornithologie-saarland.de
  • Beringungsstation:
    Dr. Sebastian Kiepsch, E-Mail: Sebastian.kiepsch@NABU-saar.de
  • Staatliche Vogelschutzwarte des Saarlandes:
    Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), Tel. 0681 8500-0, 
    E-Mail: lualua.saarland.de