Umgestaltung Ökosee Dillingen

Der NABU Saarlouis hat unter Führung des Vorsitzenden Ulrich Leyhe die Idee geboren, die oft steilen und mittlerweile auch stark mit Gehölzen bestandenen Uferbereiche des Dillinger Saarsees („Ökosee“) ökologisch aufzuwerten.

Blick auf die erneut umgestaltete Insel sowie das NO- und Ost-Ufer

NABU Saarlouis baut den Ökosee um

Der NABU Saarlouis hat unter Führung des Vorsitzenden Ulrich Leyhe die Idee geboren, die oft steilen und stark mit Gehölzen bestandenen Uferbereiche des Dillinger Saarsees („Ökosee“) ökologisch aufzuwerten.

Im Winter 2006/2007 wurde mit Umgestaltungen auf der Insel im Nordteil des Sees begonnen. Die Insel wurde mit Ausnahme einer Reststeilwand „tiefer gelegt“, zahlreiche Kleingewässer und Flachwasserzonen unterschiedlicher Ausstattung und verschiedenster Anbindung an die Seewasserfläche wurden angelegt.

Seit dem Winter 2007/2008 folgten immer wieder Nacharbeiten auf der Insel und weitere ausgedehnte Umgestaltungen v.a. am Nordwestufer, am Westufer, am Nordostufer, am Südufer und zuletzt auch in großen Ausmaß am Ostufer.  Am Nordwestufer wurde in 2014 ein Besucherturm am Westufer errichtet, der einen beonderen Blick auf den See und v.a. auf die umgestaltete Insel erlaubt.

Die Umgestaltungen und Habitatverbesserungen zeigten sehr schnell Wirkung, denn viele bemerkenswerte oder seltene Tier- und Pflanzenarten stellten sich rasch in den neu geschaffenen Lebensräumen ein. Eine kleine Auswahl:

Vögel:

In 2007 wurden am Oekosee insgesamt 83 Vogelarten gesichtet. Besondere Beobachtungen aus dem Jahr 2007 sind:

  • Flussregenpfeifer: 3 Brutpaare in der Brutzeit 2007
  • 16 Limicolen-Arten als Durchzügler
  • Nachtreiher: im August 2007
  • Knutt: mehrfach im September 2007
  • Temminkstrandläufer: im Mai 2007
  • Schwarzkopfmöwe mehrmals im August-Oktober 2007
  • Raubseeschwalbe: 4 Ex im September 2007

Pflanzen:

Im Juli 2007 wurden zwei floristische Besonderheiten in der Submersvegetation in einigen der kleinen Tümpel auf der Insel entdeckt: Ranunculus rionii (Rions Wasserhahnenfuß, auch Zarter Wasserhahnenfuß genannt = Erstfund Saarland + Deutschland) und Chara globularis (Zerbrechliche Armleuchteralge = Erstfund Ökosee; wir bedanken uns für die Bestimmung beider Arten bei Peter Wolff);

Libellen:

Sowohl im Bereich der im Nordwesten umgestalten Uferbereiche als auch auf der Insel stellten sich rasch einige seltene Libellenarten ein. Zu nennen sind v.a. der Südliche Blaupfeil und die Gemeine Winterlibelle, welche beide auf der umgestalteten Insel jedoch erst im zweiten Jahr, also in 2008, angetroffen wurden. Im ersten Frühjahr/Sommer nach der Umgestaltung (=2007) wurde an einigen der neu auf der Insel entstandenen Kleingewässer als besonders bemerkenswerter Erstbesiedler die Frühe Heidelibelle beobachtet. Diese ansonsten sehr seltene Art ist bei uns im April des bezüglich der Witterung äußerst ungewöhnlichen Jahres 2007 aus dem Mittelmeerrum eingewandert und hat sich in den wenigen Wochen bis zum Juli bereits auf der Insel fortpflanzen können. Im Sommer 2008 war auf der Insel auch - vergleichbar dem „Pionier“ Südlicher Blaupfeil - ein weiterer Spezialist junger Sukzessionsstadien, nämlich die Kleine Pechlibelle zu beobachten.

Aber: die Gehölzsukzession ist höllenschnell!

Erlen und Weiden haben sich rasend schnell nicht nur am Inselufer sondern quasi annährend flächig auf der Insel insbesondere in feuchten und nassen Bereichen angesamt.

Würde nichts passieren, wäre die Insel in wenigen Jahren bewaldet, eigentlich auch nichts Schlechtes, hier allerdings nicht gewollt, da die Zielstellung der kosten- und zeitintensiven Umgestaltungen flache, besonnte Uferbereiche und Kleingewässer mit Verlandungsgesellschaften aus Seggen, Binsen und Schilf sind.

Also zweifellos eine herausragende Aktion, nicht nur die Planung und Durchführung der Umgestaltungen. Nein, auch die wohl noch einige Jahre ständig nötige Pflege der durch die Gehölzsukzession gefährdeten Offenlandbereiche und Kleingewässer auf der Insel, die vermutlich nur von Hand zu realisieren ist, stellt eine enorme Herausforderung dar und beansprucht viele Dutzend Arbeitstunden pro Jahr.

Im Hinblick auf die Minimierung der Pflegearbeiten und auf die Entwicklung weiterer, nachhaltig gehölzarmer und damit offener und besonnter Flachwasserbereiche auf der Insel wurde dann in einem zweitem großen Arbeitschritt vor allem die mittleren Inselbereiche regelrecht "tiefergelegt". Dabei wurde auch die Restinsel ("Wall") vollständig abgetragen und damit auf großen Inselanteilen eine ausgedehnte, reich strukturierte Flachwasserlandschaft geschaffen.

Hintergrund:

Der Dillinger Saarsee ist  eine naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahme zum Verlust an Lebensräumen durch den Saarausbau („Ökosee“). Der See hat durch seine Größe eine enorme Bedeutung für den Naturschutz weit über das Saarland hinaus, Dies natürlich auch dadurch, dass er wegen der rechtlichen Bindung als Kompensationsmaßnahme nicht genutzt werden darf! Er hat einen besonderen Wert wegen seines Reichtums an Unterwasserpflanzen. Aber die für den Naturschutz ebenfalls sehr wichtigen Ufer sind oft relativ steil angelegt worden und mittlerweile stark beschattet. Verlandungsvegetation und die darauf angewiesenen Tierarten wurden im Vergleich etwa zur Mitte der 90iger Jahre zunehmend zurückgedrängt und waren zwischenzeitlich oft nur noch lokal und kleinflächig vorhanden.

Die Maßnahmen des NABU dienen also der Verbesserung der Habitatausstattung und schaffen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Teilweise wurden die Maßnahmen auch in den Unterhaltungsplan „Saar+Dillinger See“ aufgenommen, der von der Bundesanstalt für Gewässerkunde für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung erstellt wurde. Der NABU SLS setzt also auch Verbesserungsvorschläge aus Planungen um bzw. kam diesen mit dem Start der Umgestaltungen auf der Insel sogar zuvor!

Uli Leyhe und alle seine Helfer verdienen sowohl für Ihre Initiative als auch für ihre kontinuierliche pflegerische Hilfe und die weiteren Umgestaltungen ein Mega-Lob!!!