Lebach – Das saarländische Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz hat gemeinsam mit den beiden Umweltverbänden NABU und BUND sowie dem Baustoffverband vero eine Praxisanleitung herausgegeben, wie sich Rohstoffgewinnungsstätten für die Belange des Artenschutzes aufwerten und zugleich artenschutzrechtliche Risiken für die Betriebe minimieren lassen. Dazu wurde eine entsprechende Publikation des NABU Nordrhein-Westfalen grundlegend überarbeitet und um saarländische Aspekte ergänzt.
"Was unsere Abgrabungsamphibien angeht, sind die Betriebsstätten der Baustoffwirtschaft heute die wesentlichen Rückzugsorte für diese speziell angepassten Pionierarten, weil deren natürlichen Lebensräume in intakten Flussauen mit ihrer hohen Dynamik nicht mehr existieren", so die Landesvorsitzende Dr. Julia Michely. "In den aktiven Rohstoffabbaustätten mit ihren vegetationsarmen Flächen und Kleingewässern herrschen ähnliche Bedingungen vor wie an den einstmals ungezähmten saarländischen Fließgewässern."
Wechselkröte, Kreuzkröte, Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte als die Akteure der Broschüre sind als Verlierer des Klimawandels allesamt bundesweit hochbedrohte Arten mit durchgängig schlechter Prognose für die Zukunft, wenn nicht schnell wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Um so wichtiger ist es, dass nun die Behörden im Zuge der Saarländischen Biodiversitätsstrategie, die Rohstoffabbaubetriebe im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit und die Umweltverbände gemäß ihrem satzungsmäßigen Auftrag bestmöglich zusammenwirken, um diesen bemerkenswerten Kreaturen sowohl während der Abbauphase als auch im Zuge der anschließenden Rekultivierung eine Zukunft zu ermöglichen. Ansonsten ist nicht ausgeschlossen, dass diese auf der Roten Liste schon weit oben stehenden Arten in den kommenden Jahrzehnten nicht nur im Saarland aussterben werden.
Der Grundstein für wirksame Gegenmaßnahmen ist mit dieser allgemeinverständlich verfassten Anleitung, die mit ins Baggerführerhaus genommen werden kann, gelegt. Nun geht es an die Umsetzung, von der alle Seiten profitieren können. Die Baustoffbetriebe können dadurch nicht nur ihrer besonderen Verantwortung zur Erhaltung von Sekundärbiotopen für zahlreiche Pionierarten gerecht werden, sondern erfahren durch ein ergänzendes, freiwilliges Engagement im Arten- und Naturschutz auch einen außerordentlichen Imagegewinn in Öffentlichkeit und Gesellschaft.
Abschließend bedankt sich die Landesvorsitzende beim NABU-Landesfachausschuss Feldherpetologie (ehemals NABU-Landesarbeitsgemeinschaft Amphibien und Reptilien), der in besonderem Maße zum Gelingen der Broschüre beigetragen hat. Sie wünscht der Publikation eine weite Verbreitung und Beachtung.
Download der Broschüre als PDF (16,5 MB)
Gedruckte Exemplare sind auf Anfrage bei der NABU-Landesgeschäftsstelle in Lebach erhältlich.