Erhöhte Mortalität beim Landgang junger Kreuzkröten aus zwei Folientümpeln

In einer ehemaligen Sandgrube im Saarland sind in den Jahren 2017 und 2020 auf einer eingeebneten und noch weitgehend offenen Fläche im Rahmen einer Artenschutzmaßnahme vier Folientümpel als Fortpflanzungsgewässer für die Kreuzkröte (Epidalea calamita) neu angelegt worden. Diese sind ungefähr 4 x 7 m groß und haben eine maximale Tiefe von etwa 50 cm. Die Gewässer sind voll besonnt und bis auf Grünalgen vegetationsfrei. Die älteren Folienteiche bestehen aus grüner, die neueren aus schwarzer Folie, die jeweils offenliegt. Die mittleren Tümpelbereiche sind mit Versteckplätzen aus Steinen und Stammstücken versehen. Alle vier Tümpel sind 2022 von der Kreuzkröte als Laichgewässer genutzt worden.

Im Sommer 2022, der sehr sonnig und extrem trocken war, kam es zu einer in früheren Jahren nicht beobachteten, erhöhten Mortalität bei jungen Kreuzkröten an den zwei neueren, schwarzen Folientümpeln. Die winzigen Metamorphlinge sind beim Landgang auf der Folie festgeklebt und vertrocknet bzw. durch einen Temperaturschock kollabiert und verendet. Nach dieser Beobachtung vom 10. und 17.06. wurden am 23.06.2022 bei annähernd gleicher Witterung Wärmemessungen durchgeführt. Die Außentemperatur betrug am Vormittag 23 °C, die Wassertemperatur am Gewässerrand 28 °C. Die Temperatur auf dem unbespannten Randteil der Folie lag bei 60 °C.

Es ist davon auszugehen, dass der extreme Temperaturunterschied zwischen aquatischem und terrestrischem Lebensraum als auch das Festkleben auf der Folie die Todesursache für die Kreuzkröten war. Ein weiterer Faktor, der bedeutenden Einfluss auf die tödlichen Folgen des Landgangs gehabt haben muss, ist das glatte Ufer an den beiden 2020 angelegten Folientümpeln. Die Jungkröten haben wieder und wieder versucht, das Wasser zu verlassen, konnten aber auf dem glatten Untergrund nur mit großer Mühe und nach vielen Versuchen an Land gehen. Das dürfte viele schon erschöpft haben, bevor sie es auf den extrem trockenen und heißen Folienrand geschafft haben. Bei den flacheren, bereits seit 2017 existierenden Folienteichen war dieses Problem hingegen nicht zu beobachten. Das Hauptproblem ist in diesem Fall also die steile, glatte Folie, die sich dazu noch extrem aufheizt. Solche Folienteiche stellen auch eine Falle für viele anderen Tiere dar, die dort trinken wollen und dabei abrutschen.

Nach dem Einlegen von Nesselstoffbahnen in Verbindung mit Versteck- und Schattenplätzen aus Steinen auf dem nassen Stoff hat sich die Situation für die Kreuzkröten entspannt und der Landgang ist problemlos geglückt.

Gerade für die bedrohten Pionierarten Kreuzkröte, Geburtshelferkröte, Wechselkröte und Gelbbauchunke sind verstärkte Bemühungen zu deren Arterhalt unumgänglich. Grundsätzlich erfüllen dabei Folienteiche eine wichtige Funktion, da sie oftmals die einzigen stabilen Gewässer im Umfeld sind, die von diesen Arten genutzt werden können. Darüber hinaus werden diese auch von anderen Tierarten als Tränke aufgesucht. Aus Tier- und Artenschutzgründen sollten beim Einbau allerdings die Uferbereiche unbedingt flach angelegt und die Folie möglichst mit Betonschlämme abgedeckt werden, damit es nicht zu den beobachteten Verlusten kommt.

Auch Versteck- und Schattenplätze aus Steinschüttungen und Holzhaufen im unmittelbaren Uferbereich erfüllen eine sehr wichtige Funktion für die frisch verwandelten Jungtiere, die sich in der Regel in den ersten Tagen nach dem Landgang in Gewässernähe aufhalten, bis sie nach ausgiebigeren Niederschlägen ins Umland ausschwärmen.

Der Anlage von Laichgewässern für Amphibien müssen wir uns in Zukunft stärker zuwenden, soviel ist nach dem Sommer 2022 mit – zu früh und zu lange – ausgetrockneten kleineren und größeren Gewässern als auch Bachläufen klar. Dabei müssen wir nicht nur die Ökologie der einzelnen Arten im Auge haben, sondern mittlerweile auch die veränderten Klimabedingungen mit einbeziehen. Um künstliche Abdichtungen wird man gerade bei Kleingewässern für die Pionierarten oft nicht mehr herumkommen. Wie man sieht, gilt es aber auch hier, Fehler zu vermeiden. An den genannten Folienteichen soll im Winterhalbjahr 2022/23 entsprechend nachgearbeitet werden. Es ist vorgesehen, dass diese einen Betonauftrag erhalten, damit die beobachteten Probleme nicht wieder entstehen können.

Gabi Stein & Wendelin Schmitt
NABU-AG Amphibien & Reptilien