Amphibienschutzprojekt Hungerpfuhl Spiesen

Abschlussbericht: Aufwertung bzw. Schaffung von aquatischen Lebensräumen für Kammmolch und Kreuzkröte

Kammmolch (gefährdet) und Kreuzkröte (stark gefährdet) sind zwei streng geschützte saarländische Rote-Liste-Arten, die im Raum Spiesen-Elversberg immer schon vorkamen, jedoch in den letzten Jahrzehnten infolge der Aufgabe ortsansässiger Sandgruben sowie infolge deren Erschließung für Gewerbe und Bauland starke Bestandsrückgänge hinnehmen mussten. Die NABU-AG Amphibien & Reptilien im Saarland engagiert sich seit 2016 für den Erhalt dieser Arten im südlichen Spiesen und konnte quasi in letzter Minute eine Umsiedlung der betroffenen Kreuzkröten-Teilpopulation aus den von Überbauung betroffenen Bereichen erwirken.

Nachdem im Oktober 2020 der positive Bescheid über die finanzielle Förderung des Amphibienschutzprojekts durch die Stiftung der Familie Stromsky eingegangen war, wurden die weiteren Schritte in Abstimmung mit den Verantwortlichen der Lebenshilfe Neunkirchen e. V. als Grundstückseigentümerin von der NABU-AG Amphibien & Reptilien geplant. Im Januar 2021 wurde ein noch fehlender Betrag im Umfang von 800,00 EUR von der Doris-Reuther-Hilfe-für-Tiere-Stiftung ergänzt. Beide Stiftungen werden von der Sparkasse Saarbrücken betreut. Insgesamt flossen 5.800,00 EUR in die Maßnahme, welche im Rahmen einer Kooperation zwischen der Lebenshilfe Neunkirchen e. V. und dem NABU Saarland e. V. durchgeführt wurde. Somit handelt es sich hierbei ausdrücklich um keine Maßnahme, die sich die Gemeinde Spiesen-Elversberg im Rahmen ihrer noch ausstehenden artenschutzrechtlichen Ausgleichverpflichtung anrechnen lassen kann, zumal eine obligatorische dingliche Sicherung über das Grundbuch fehlt.

Im Dezember 2020 fanden Baumfällungs- und Auslichtungsarbeiten im Umfeld des von Kammmolchen besiedelten, aber inzwischen bereits stark verschatteten Waldweihers hinter dem Wohngebäude der Lebenshilfe statt. Zudem wurde die Fläche zur Anlage eines Fortpflanzungsgewässers für die Kreuzkröte freigestellt. Die Freistellungsarbeiten wurden ehrenamtlich in insgesamt acht Stunden von drei NABU-Aktiven durchgeführt. Das geschlagene Holz wurde aufgeschichtet, verbleibt auf der Fläche und erfüllt nun seine Funktion als Versteckplatz für Amphibien bzw. als Nistplatz für Vögel und Insekten.

Anfang Februar 2021 fanden dann die Baggerarbeiten auf dem Gelände statt. Zuerst wurde der Waldweiher im vorderen Bereich sanft vertieft. Dies soll ein vorzeitiges Austrocknen des Gewässers verhindern und die Entwicklung der Kammmolchlarven gewährleisten.

Außerdem wurde ein vorhandener Entwässerungsgraben geräumt und das Gelände zwecks einer besseren Wasserführung modelliert sowie eine etwa 4 x 7 m große Mulde für das Kreuzkrötengewässer ausgehoben. Im Anschluss daran wurde die Vertiefung mit einer 15-20 cm dicken Betonschicht ausgekleidet. Diese verhindert ein zu frühes Austrocknen und wirkt aufkommender Vegetation entgegen, was für die Pionierart Kreuzkröte von großer Bedeutung ist. Unmittelbar um den Gewässerrand wurde eine Geröllsteinschicht aufgetragen, die vor allem den Metamorphlingen Schutz vor Prädatoren bietet. Durchgeführt wurden diese Arbeiten von der Fa. Jens Backes Landschaftsbau und Renaturierung aus Neunkirchen.

Eine Erfolgskontrolle wird in den nächsten Jahren durch die NABU-AG Amphibien & Reptilien erfolgen. 2021 hat der Waldweiher bis in den September hinein über ausreichend Wasser verfügt, so dass die Larven des Kammmolchs die Metamorphose abschließen konnten. Das Kreuzkrötengewässer konnte bereits genutzt werden, um Kaulquappen aus einem nahegelegenen, austrocknenden Gewässer das Überleben zu sichern. Diese konnten sich somit fertig entwickeln und haben zwischen Juni und August 2021 das Gewässer in großer Zahl verlassen.

Unmittelbar angrenzend lief ein weiteres Projekt in Zusammenarbeit zwischen NABU und der Lebenshilfe Neunkirchen: Ein 1.200 Quadratmeter großer Grünstreifen wurde mit Mitteln des NABU-Insektenschutzfonds von einer monotonen Rasenfläche in eine artenreiche Blühfläche umgewandelt. Die Ansaat fand Ende April 2021 statt. Die reine Blühpflanzenmischung hat sich mittlerweile prächtig entwickelt und wertet das Gewässerumfeld weiter auf. Mit dem Restbetrag aus den insgesamt 1.700,00 EUR wurde eine Lehrtafel vorkommender Insekten angeschafft und aufgestellt. Denn beide Maßnahmen sollen den Bewohner*innen der angrenzenden Wohnanlage für beeinträchtigte Menschen als auch den Schüler*innen der Lebenshilfe-Förderschulen als „Lernort Natur“ dienen.

Gabi Stein & Wendelin Schmitt
NABU-AG Amphibien & Reptilien