Das Projekt wird vom NABU Saarland und dem OBS gemeinsam durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz (MUKMAV) finanziell gefördert.
Die Bilanz für den Part wissenschaftlicher Vogelschutz im Projekt KViS im Anlaufjahr 2023 fällt durchaus positiv aus, auch wenn konkrete Ergebnisse teils noch nicht sichtbar sind bzw. noch nicht sichtbar sein können.
Insgesamt fällt die Bilanz 2023 KViS für das Modul 1 nicht schlecht aus. Denn ohne die finanziellen Mittel wären die o. a. Arbeiten nicht oder nur zu einem kleinen Teil möglich gewesen. Konkrete Erfolge kann es aber nur sukzessive geben, wenn das Projekt dauerhaft fortgeführt wird. Erste greifbare Ergebnisse über das in 2023 Erreichte hinaus, sind bereits 2024 zu erwarten, etwa erste Daten MsB und Basisauswertungen zur Situation der Brutvögel im Saarland. Im Rahmen des Modul 1 wurden zwei Berichte erstellt: „Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) Saarland – Bericht 2023“ und der MsB Bericht: „Monitoring seltener Brutvögel im Saarland auf Basis der DDA-MsB-Module – Einrichtung erster Zählgebiete zwecks Erfassungsstart in der Brutsaison 2024. Dokumentation zur Einrichtung der Gebietskulisse, Stand Nov. 2023“
Der NABU Saarland koordinierte auch im Jahr 2023 das Projekt und übernahm den Teil des praktischen Vogelschutzes. Ein intensiver Austausch und die Abstimmung der gemeinsamen Aufgaben stand für die Projektpartner hier an erster Stelle. Auch nach außen hin wollen wir auf den Vogelschutz aufmerksam machen, die Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungsarbeit zu verschiedenen Themen des Vogelschutzes sind ein essentieller Teil der Kompetenzstelle. Wir bekommen beim NABU viele Anfragen zum Thema Vogelschutz, auch von Privatpersonen, daher gehört zum Teil des praktischen Vogelschutzes auch eine Beratungstätigkeit, vor allem auf telefonischer Ebene. Die Erarbeitung von Artenschutzmaßnahmen und Konzepten zum Beispiel für Gebäudebrüter und deren Vorstellung in den öffentlichen Medien und auf Veranstaltungen ist ebenfalls ein essentieller Bestandteil für die Öffentlichkeitsarbeit und gehört zu den Aufgaben der Kompetenzstelle.
Telefonische Beratung erfolgte in 2023 über den NABU Landesverband Saar, Sprechzeiten: Mo-So 24 Std. Erreichbarkeit unter 015124217867. Des Weiteren erfolgte auch Beratung der Anfragen die per Email und Facebook oder auch über WhatsApp ankamen. Hier erfolgte eine enge Zusammenarbeit zwischen der KViS, der Zentralen Wildvogelauffangstation und der Projektleitung des „Schwalben Willkommen“ Projektes.
Gebäudebrüter wie Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz, Haussperling, Fledermäuse etc. sind Kulturfolger. Sie haben sich an ein Zusammenleben mit uns Menschen gewöhnt. Durch die vielen Bausanierungen und den Klimawandel sind viele Arten stark gefährdet. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, wurden zeitnah Pressemitteilungen verschickt (Artenschutz am Wohngebäude, Jungvögel bitte nicht gleich mitnehmen, Junge Fledermäuse in Not, Hitzegefahr für Gebäudebrüter). Der Wochenspiegel, die Rheinische Bauernzeitung und der SR3 haben nach Veröffentlichung der Pressemitteilung ebenso über dieses Thema berichtet. Vorträge über Gebäudebrüter fanden auf der Naturschutzfachtagung und dem Rotary Club statt. Um die Öffentlichkeit auf die Notlage der Gebäudebrüter aufmerksam zu machen, gab es Infostände auf zahlreichen verschiedenen Veranstaltungen. Gemeinden wurden dazu aufgerufen durch das Anbringen von Nisthilfen den Glücksboten unter die Flügel zu greifen. Nach Meldungen von Privatleuten, wurden Dachböden besichtigt. Dabei konnten wir erfreulicher Weise einige für unsere Aufzeichnungen neue Kolonien des großen Mausohres (Myotis myotis) dokumentieren. Über das Jahr verteilt, gab es auch einige Führungen durch die Moselaue u.a. mit der Sherlock-Homes-Stiftung.
Der NABU Landesverband Saarland e.V. und das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agra und Verbraucherschutz entwarfen gemeinsam eine neue Broschüre (Bau schlau – Tiere an Gebäuden und in Siedlungen) und einen Flyer (Baustellen-Management und Artenschutz am Gebäude). Im Januar 2024 war die erste Auflage erhältlich. Zudem wurde ein neues Poster „Tierische Untermieter in der Stadt“ veröffentlicht.
Innerhalb der Kompetenzstelle intensiviert der OBS die landeskundliche Forschung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Vogelkunde, die zugleich der Förderung des Vogelschutzes sowie der Unterstützung in Fragen des Naturschutzes im Saarland dient. So wird in unterschiedlichen Monitoringprojekten mithilfe standardisierter Methoden die Bestandsentwicklung von seltenen, aber auch von "noch" häufigeren Brutvogelarten überwacht, um daraus eine belastbare Grundlage für Rückschlüsse auf die Entwicklungen in den jeweiligen Vogellebensräumen zu erhalten. Als lokale Organisation des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) fließen die Ergebnisse des OBS zudem in bundes- bzw. europaweite Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ein. Wesentliche Schwerpunkte sind neben der landesweiten Sammlung und Aufbereitung vogelkundlicher Daten auch die regelmäßige Bewertung und Stellungnahme zu aktuellen Themen, bei denen der Vogelfauna eine besondere Relevanz als Umweltindikator zukommt. Dazu zählen etwa die Erstellung einer „Rote Liste“, die Datenbereitstellung für EU Meldepflichten in Natura 2000-Schutzgebieten oder Übersichten zur aktuellen Entwicklung von Neozoen oder Koloniebrütern.
Seit 2008 betreibt der NABU Saarland die Vogelberingungsstation „Mittleres Saartal“ in Saarlouis-Lisdorf. Im sogenannten IKEA-Biotop, einem fünf Hektar großen Feuchtgebiet, das als Ausgleichsfläche zum Gewerbekomplex entstanden ist, werden jedes Jahr über 10.000 Vögel zur wissenschaftlichen Untersuchung gefangen, beringt, vermessen und wieder frei gelassen. Ziel ist die kontinuierliche Bestandserhebung, um Veränderungen und potenzielle Gefährdungen zu erkennen, z.B. im Zuge des Klimawandels. Insbesondere zum Herbstzug dient das Biotop einer Vielzahl von Zugvögeln als wichtiger Trittstein auf dem Weg in die Winterquartiere, darunter sind auch europaweit bedrohte und seltene Arten.
„Die Arbeit, die aktuell von einem kleinen ehrenamtlichen Team durchgeführt wird, saisonal durch Freiwillige aus ganz Deutschland verstärkt, ist beeindruckend. Für die Kenntnis um den Bestand der Arten im Saarland und deren Veränderungen, etwa durch klimatische Gegebenheiten, ist dieses Engagement unverzichtbar. So konnte bspw. 2019 im Feuchtgebiet der Saaraue nach längerer Trockenheit zum ersten Mal der Flussregenpfeifer nachgewiesen werden. Durch den Einsatz der Ornithologen ist dieser Fund erst nachweisbar geworden. Wir unterstützen daher gerne die Arbeit der Kompetenzstelle Vogelschutz und des NABU Saarland“, erklärte Umweltministerin Petra Berg.
Im Rahmen der Kompetenzstelle für Vogelschutz im Saarland wurde eine Neuausrichtung und Professionalisierung der wissenschaftlichen Arbeit der NABU-Beringungsstation umgesetzt. Dies umfasste eine hauptamtliche Konzeption und Koordination der Erfassungstätigkeit während der Herbstzugzeit von Juli bis November 2023 inklusive praktischer Tätigkeit vor Ort. Die Durchführung erfolgte in enger Kooperation mit den ehrenamtlichen Kräften vor Ort sowie ca. 20 freiwilligen Beringungshelfer*innen aus ganz Deutschland, die saisonal von Juli bis Oktober das Team verstärkten. Mit diesem Konzept konnte im Zeitraum 20.07.–20.11.2023 – mit hohem ehrenamtlichem Anteil – ein Fangbetrieb über insgesamt 1.150 Stunden mit teils bis zu 6 Personen erzielt werden.
Es wurden insgesamt 130 verschiedene Arten gefangen und beringt, darunter zahlreiche Arten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie bzw. der nationalen/regionalen Roten Listen. Nationale Beachtung fand vor allem der Fang eines Streifenschwirl (Helopsaltes certhiola), was erst den 2. Nachweis der Art für Deutschland und den 1. Nachweis im Saarland darstellte.
Die Ergebnisse der Saison 2023 sollen nach der noch anstehenden Digitalisierung der im Feld aufgenommenen Daten und der abschließenden Auswertung zeitnah in Form eines wissenschaftlichen Jahresberichts veröffentlicht werden, was in der Vergangenheit bei ehrenamtlichem Betrieb ebenfalls nicht möglich war. Dieses Dokument kann u.a. auch für Monitoringaufgaben im Natura 2000-Schutzgebiet bzw. für die Arten der Vogelschutzrichtlinie herangezogen werden. Das Teilmodul der wissenschaftlichen Vogelberingung ist somit ein wichtiger Teil im Verbund KViS – auch im Hinblick auf Pflichtaufgaben im Rahmen von EU-Berichtspflichten – und sollte unbedingt fortgeführt werden.
Fazit: Die neue Organisationsstruktur des Projekts hat sich als äußerst geeignet erwiesen, den Betrieb der NABU-Beringungsstation aufrechtzuerhalten und effektiv zu gestalten. Die systematische Durchführung und Menge der gewonnenen Daten erlauben auch quantitative Auswertungen mit statistischer Belastbarkeit für viele Arten.
Mit der geplanten Veröffentlichung eines Jahresberichts können die Ergebnisse der Beringungsarbeit auch wissenschaftlich aufbereitet und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Dies ist auch ein wichtiger Verbundstein im Netzwerk KViS im Hinblick auf Pflichtaufgaben zu Monitoring, wissenschaftlichem Vogelschutz und Artenschutzkonzepten.
Durch eine Verstetigung über das Jahr 2023 hinaus wäre es möglich, das Monitoring als Langzeitstudie sinnvoll zu personalisieren und durchzuführen.
Weitere Quellen:
Der administrative Teil der KVIS die Staatliche Vogelschutzwarte des Saarlandes ist im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz angesiedelt. Sie bespielt alle rechtlichen Fragestellungen des Vogelschutz zum Beispiel Ausnahmegenehmigungen nach §45 BNatSchG Rabenvogelabschuss-Genehmigungen, Artenschutz an Gebäuden, Betreuung der saarländischen Vogelschutzgebieten in Kooperation mit der Naturwacht, Prüfung von Eingriffsvorhaben, wenn Vögel betroffen sind (WEAs, Photovoltaikanlagen u.a.), Unterstützung des Vogelmonitorings im OBS, Zusammenarbeit bei Artenhilfsprogrammen mit NABU und OBS. Sie berät Behörden, Firmen und Privatpersonen in allen Fragen des rechtlichen Vogelschutzes. Eine weitere Aufgabe ist die Erarbeitung des 6-jährigen EU Vogelschutzberrichtes für das Saarland in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Biodokumentation im MUKMAV.
Ansprechpartner*in:
Christoph Braunberger und Franziska Fischer, f.fischerlua.saarland.de, Tel. 0681-8500 1386
Ansprechpartner Kompetenzstelle für Vogelschutz im Saarland (KViS)
Großer Dank geht an unsere Umweltministerin Petra Berg für die Unterstützung unseres Projektes durch das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz (MUKMAV)
Ohne das Projekt KViS, wäre eine Koordination zwischen der NABU- Beringungsstation, dem Ornithologischen Beobachterring Saar e.V. (OBS) und dem NABU Landesverband nicht in diesem Maße realisierbar gewesen. Durch das Projekt wurden dringende Maßnahmen für den Vogelschutz im Saarland ergriffen. So konnte endlich der Start für eine Gebäudebrüter-Initiative vorbreitet werden, die im Rahmen der energetischen Sanierung und des Flächenverbrauchs sowohl vom NABU, von Ornithologen, von Vogelschützern als auch von den Behörden für dringend notwendig erachtet wird.
Links zum Projekt: