Dezember 2016: Von A wie Amsel bis Z wie Zaunkönig

Wildvogelauffangstation Saar in Püttlingen – eine Bilanz für 2016

Mit einer beeindruckenden Zahl konnte das Jahr 2016 in der Wildvogelauffangstation Köllertal abgeschlossen werden: Exakt 1 205 Wildvögel wurden im Haus Waldkauz aufgenommen, behandelt, gefüttert und zum Großteil auch wieder ausgewildert. Körnerfresser, Insektenfresser, Beerenfresser, Allesfresser, fleischfressende Greifvögel – alle wurden artgerecht versorgt.

Viele Medikamente kamen dabei zum Einsatz, zum Beispiel gegen Milbenbefall, Wurmbefall, infektiöse und ansteckende Erkrankungen, gegen Augenverletzungen und Durchfall. Viele Vögel kamen mit einem Anflugtrauma in die Station und wurden mit homöopathischen Mitteln gegen Reiz-zustände des zentralen Nervensystems und Kleinhirns behandelt. Andere Vögel, insbesondere Graureiher, wurden mit Infusionslösungen vor der Dehydrierung bewahrt und unter Wärmelampen wieder auf die körpereigene Temperatur von fast 40 Grad Celsius gebracht. Dabei stellte sich heraus, dass gerade bei Fischfressern ein direkter Zusammenhang zwischen Körpertemperatur und Nahrungsaufnahme besteht. Magert der Vogel ab, kann er seine Körpertemperatur nicht mehr halten und hat dementsprechend auch keine Kraft mehr zur Futtersuche. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen und den Vogel aus seiner misslichen Lage zu befreien, müssen Infusionen gesetzt und Wärme zugeführt werden, solange, bis die Zwangsfütterung eingestellt werden kann.
Die lange Kälteperiode gegen Ende des Jahres machte nicht nur den Graureihern zu schaffen, sondern auch einigen Bussarden, die auf den gefrorenen und teilweise verschneiten Feldern keine Nahrung mehr fanden. Greifvogelexpertin Silvia Vollrath hat in den Winterwochen fünf geschwächte Bussarde wieder aufgepäppelt, zum Teil mit einer stündlichen Fütterung, und sie erfolgreich wieder ausgewildert.
Die Arbeitsmenge zu bewältigen, die man anhand dieser Beispiele nur erahnen kann - von der Futtermittelbeschaffung bis zur täglichen Aufbereitung und Fütterung - erfordert großen Enthusiasmus aller Beteiligten. Zudem erwiesen sich die Räumlichkeiten im Haus Waldkauz als zu klein, was die Belastung der ehrenamtlichen Helfer noch verstärkte.
Neben Silvia Vollrath beteiligte sich Ralf Bamberger während der ganzen Saison mit der Betreuung der ankommenden Schützlinge. Als Vogelexperte entwickelte er sich ebenfalls zu einer großen Stütze der Wildvogelauffangstation. Allein 110 Mauersegler und 26 Schwalben wurden in die Freiheit entlassen, sowie 8 Waldkäuze, 15 Turmfalken und drei Uhus.
Weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind immer willkommen.
Hans-Joachim Schmidt, Püttlingen