Fragerunde an Dr. rer.nat. Susanne Meuser, Fachwartin für Bienengesundheit beim Landesverband Saarländischer Imker und Bienenforscherin der Universität des Saarlandes (Arbeitsgruppe Zoologie)
-Was kann ich unternehmen, wenn ich einen Bienenschwarm entdeckt habe?
Das kommt ein wenig darauf an, wann man ihn entdeckt. Wenn der Schwarm laut, bedrohlich wirkend mit seinen etwa 20000 Honigbienen gerade ankommt, Ruhe bewahren und beobachten, wo er sich in der nächsten Stunde niederlässt. Schwärme sind friedlich und die daran beteiligten Honigbienen haben nur ein Ziel: Der Königin folgen und diese mit ihrem Körper abschirmen und schützen. Schwarmbienen stechen nicht, wenn man sie sein lässt. Hat sich der Schwarm dann gesammelt, ruft man eine Imkerin/einen Imker in der Nähe an. Auf der Homepage des Landesverbandes der Saarländischen Imker (LSI) www.saarlandimker.de gibt es im Download
1. Eine Liste mit ImkerInnen, die Schwärme einschlagen,
2. Eine Liste mit Bienensachverständigen, die dies ebenfalls tun und
3. Ein nach Kreisverbänden geordnetes Vereinsverzeichnis.
Alle drei Möglichkeiten sind mit Adressangaben und Telefonnummern versehen, so dass man versuchen kann, eine Imkerin/einen Imker in der Nähe des gefundenen Schwarms zu finden. Diese geben dann entsprechende Richtlinien an den Melder und kommen zum Fundort.
Ist der Schwarm schon als Traube in einem Baum, an einem Mauervorsprung oder anderem Ort angekommen, in Ruhe lassen und wie gesagt eine Imkerin/einen Imker in der Nähe anrufen.
-Was geschieht, wenn ein Bienenschwarm nicht von einem Bienenkundigen eingefangen wird?
Können die Honigbienen in der freien Wildbahn ohne Hilfe überleben?
Wird ein Honigbienenschwarm nicht fachkundig eingeschlagen (in eine Bienenbehausung/Beute gesetzt) besteht das Risiko einer Krankheitsverbreitung, zu vorderst der Varroamilbe, auf andere Honigbienenvölker. Unsere einheimische, europäische Honigbiene Apis mellifera kann mit diesem für sie recht neuen Parasiten (seit den 1970er Jahren in unseren Honigbienenvölkern als Schädling vorhanden) nicht umgehen. Sie braucht die Hilfe des Imkers, ansonsten kann sie den Winter nicht oder nur schlecht überstehen. Grundsätzlich könnten Honigbienenvölker in unseren Breitengraden ohne Varroa wild überleben. Aber wegen Varroa gehen die meisten wilden Völker ohne imkerliche Betreuung an eben der Varroamilbe elendiglich zugrunde. Die Milben infizieren dann domestizierte Honigbienenvölker. Man erkennt also, dass es aus gesundheitsschützenden Gründen für unsere in Imkereien zur Lebensmittelerzeugung und für den Naturschutz gehaltenen Honigbienenvölker wünschenswert ist, dass abgeschwärmte Völker fachgerecht wieder eingefangen werden. Und dabei kann die Bevölkerung durch entsprechende Meldungen helfen. Unter diesem Aspekt ist auch darauf hinzuweisen, dass wer Bienenvölker halten möchte, dazu durch eine Grundausbildung imkerliches Wissen erwerben sollte und die beim Veterinäramt gemeldeteten Völker ordentlich mit Honigernte und Varroabekämpfung führen muss. Wer lediglich einen unbetreuten Bestäuber für seinen Garten wünscht, dem er an den Blüten zuschauen kann, der sollte sich keine Honigbienen zulegen, sondern aktiv Hummelschutz betreiben.
-Welche Pflanzen, die auch auf kleinem Raum kultiviert werden können, sind bei Honigbienen besonders beliebt? Eigentlich alle ursprünglich einheimischen, Nektar und/oder Pollen produzierenden Blühpflanzen. Wer z.B. einen kleinen Kräutergarten mit blühenden Strauchkräutern anlegen kann tut viel für Honig- und Wildbienen. Grundsätzlich sollte man bei allen Blühpflanzen darauf achten, nicht die hochgezüchteten mit gefüllten Blüten zu setzen, sondern die Urform zu wählen. Auch sollte man nicht nur an eine Jahreszeit denken, sondern auch mit Spätsommerblühern wie Mariendistel, Sonnenbraut, Eisenhut und ähnlichen Stauden für die Pollenversorgung im Spätsommer sorgen. Auf der Homepage www.die-honigmacher.de findet man zur Pflanzenauswahl schöne Beispiele. Auch: Hat man ein Herz für Bienen, sollte man bei Blattlausbefall der Zier- und Nutzpflanzen darauf warten, bis Marienkäfer und ihre Larven, Florfliege und Vögel die „Plage“ beseitigt haben, denn Spritzmittel in blühender Bienenweide im heimischen Garten/auf dem Balkon sind für die Honigbienen und Wildbienen gefährlich.