Knabenkraut, Biologie und Vorkommen

Erkennungsmerkmale der Knabenkrautarten der Gattung Dactylorhiza im Saarland

Die Knabenkräuter werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts in zwei Gattungen aufgeteilt. Damals wurde von der Linnée’schen Gattung Orchis (=Knabenkraut) die Gattung Dactylorhiza („Fingerwurz“) abgetrennt. Zu dieser Sippengruppe gehört auch das Breitblättrige Knabenkraut (Dacytlorhiza majalis).

Arten der Gattung Dactylorhiza unterscheiden sich unterirdisch durch ihre fingerförmig gespaltenen Knollen von denen der Gattung Orchis, die rundliche Knollen besitzen. Da Orchideen gesetzlich geschützt sind, verbietet sich diese Art der Kontrolle. Jedoch gibt es weitere, gut erkennbare Merkmale: Die Tragblätter der Blüten der Dactylorhiza-Arten sind stets laubartig ausgebildet und wenigstens so lange wie der Fruchtknoten. Oft überragen sie die Blüten sogar. Bei Orchis-Arten sind die Tragblätter der Blüten häutig und oft gefärbt. Vor dem Aufblühen ist der Blütenstand von Orchis von einem Scheidenblatt umgeben, das Dactylorhiza fehlt.

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Situation im Saarland und Ausgangslage für das Projekt

Zur Situation und Datenlage

Das Breitblättrige Knabenkraut kommt im Saarland noch relativ häufig vor, insbesondere in Ortsrandlagen. Bundesweit unterliegt die Art jedoch einem seit Jahrzehnten andauernden erheblichen Bestandsrückgang und die bisherigen administrativen Maßnahmen zum Schutz dieser Verantwortungsart und den durch sie repräsentierten Lebensraum Nasswiese haben den Trend nicht umkehren können. Da Nasswiesen zwar nach § 30 BNatSchG geschützt sind, aber keinen FFH-Lebensraumtyp repräsentieren, stehen sie derzeit kaum im Fokus der nationalen und regionalen Schutzbemühungen.
Der Kenntnisstand über die Verbreitung der Art und der oligotrophen Nasswiesen im Saarland ist gut bis sehr gut (Artdatenbestand des Zentrums für Biodokumentation, der DELATTINIA (Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes) und des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AHO),  Offenlandbiotopkartierung III).

Ausgangslage und Projektansatz:

Das im Bundesprogramm "Biologische Vielfalt" geförderte Projekt verfolgt einen neuen Ansatz, indem die Handelnden und die Bevölkerung auf der lokalen bzw. kommunalen Ebene für diese attraktive Art und ihren Lebensraum sensibilisiert werden und sich selbst tragende Handlungsallianzen (z.B. Patenschaften) gebildet werden.
Diese können an die bereits bestehenden acht integrierten ländlichen Entwicklungskonzepte (ILEK) anknüpfen.
Es erfolgt gleichsam eine Regionalisierung der Naturschutzbemühungen, bei der neben der Attraktivität der Art „Breitblättriges Knabenkraut" insbesondere auch der Heimat- und Kulturlandschaftsbegriff angesprochen wird. Jedes Dorf bzw. jede Siedlung soll sich mindestens eine Wiese mit Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrauts „leisten" können und natürlich auch stolz darauf sein.
Die Identifikationswirkung soll durch interkommunale Wettbewerbe gesteigert werden (z.B. Fotowettbewerbe, wer hat die größten Bestände oder die größten Bestandszunahmen innerhalb eines Zeitraums zu verzeichnen), deren Organisation langfristig in die Ortsgruppenstruktur des NABU Saarland integriert werden kann.
Dadurch wird ein dauerhaftes System zum Schutz, zur Entwicklung und zum Monitoring des Breitblättrigen Knabenkrauts und der mageren Nasswiesen etabliert.
Mit den Maßnahmen in diesem Projekt wird eine Art in besonderer Verantwortung Deutschlands direkt geschützt bzw. es werden Strategien zur Erhaltung und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Art erarbeitet, um langfristig überlebensfähige Populationen zu gewährleisten. Die Kooperation zwischen kommunaler Verwaltung, lokalen Naturschutzgruppen und den relevanten Nutzern (Wiesenpächter, Obst- und Gartenbauvereine) wird durch das Projekt gefördert.
Es gibt mehrfach Bezüge zur nationalen Strategie der biologischen Vielfalt (NBS) und der besonderen Verantwortung Deutschlands für den Schutz des Breitblättrigen Knabenkrauts:

  • die Bestände der Verantwortungsart „Breitblättriges Knabenkraut" im Saarlaand werden gesichert,
  • die Lebensräume der Art werden gesichert bzw. wieder hergestellt,
  • die Kenntnisse über das Vorkommen und die Verbreitung der Art werden verbessert,
  • der extensiv genutzte Lebensraum „magere Nasswiese" wird auf der gesamten Landesfläche des Saarlandes erhalten bzw. vermehrt,
  • magere Nasswiesen als gefährdete halbnatürliche Lebensräume werden erhalten bzw. wieder hergestellt,
  • der Flächenanteil magerer Nasswiesen an der Gesamtfläche der Agrarbiotope im Saarland wird zunehmen.

Einbindung in ein übergreifendes lokales bzw. regionales Konzept zur Umsetzung der NBS

Der NABU Saarland setzt mit dem Projekt die Ziele der NBS im Rahmen zahlreicher Aktionen und Aktionsbündnisse auf der lokalen Ebene um. In Form eines Arbeitskreises bzw. Aktionsbündnisses „orchideenreiche Feucht- und Nasswiesen" wird das Projekt in die laufende Arbeit des NABU Saarland integriert.