Der NABU Saarland e.V. hat einen Saarland-Tierwegeplan als Gutachten erstellt und den beiden zuständigen Ministern Herrn Mörsdorf und Herrn Rippel übergeben. Der NABU fordert darin die Umsetzung von 12 erforderlichen Baumassnahmen in den nächsten 5 Jahren.
„Willkommen im Saarland“ - dieses Begrüßungsschild an den saarländischen Autobahnen sollte künftig nicht nur den Autofahrern gelten, sondern auch den wandernden Wildtierarten. Menschen, Tiere und Pflanzen fühlen sich wohl im Saarland. Im Prinzip jedenfalls. Doch zunehmende Infrastrukturmaßnahmen, neue Baugebiete, Gewerbegebiete u.v.a. fordern auch ihren Tribut: der Bau von Ortsumgehungsstraßen, steigende Zersiedelung und Fragmentierung führen zur Verlagerung von Verkehrsströmen, mehr noch aber zu kleinen Restlebensräumen und verinselten Landschaften. Mobile Arten mit großen Aktionsräumen haben es schwer. So werden Wildkatze und Rotwild in wenige Restlebensräume verdrängt, selbst an sich häufige Arten wie der Dachs haben es in manchen Regionen schwer zu überleben. Die Zuwanderung von weit wandernden Großtierarten wie beispielsweise dem Luchs oder Wolf wird fast gänzlich unterbunden.Die Zukunft dieser Arten und die Bedeutung von großen Schutzgebieten wie das FFH-Gebiet Saarkohlewald hängen entscheidend von der funktionierenden Verbindung mit dem Umfeld ab. Inseln in unserer Kulturlandschaft haben nur wenige Chancen langfristig lebenswert zu sein. Da gilt es Lücken hinein zu legen, das Straßennetz für Tiere durchlässig zu machen.236 km Autobahnen, 346 km Bundes- und 1.447 km Landstraßen ... das saarländische Straßennetz ist für viele Tierarten unüberwindbar oder nur mit großer Gefahr querbar; leicht vorstellbar bei einer KfZ-Dichte von mehr als 725.000 Fahrzeugen bei knapp einer Million Einwohner und mehreren 10.000 Durchfahrten pro 24 Stunden.Um die Lebensräume von Wildkatze, Rotwild, Dachs, Fledermaus und Co. auch zukünftig zu erhalten und zu entwickeln und die Bedeutung der Schutzgebiete und der artenreichen Kulturlandschaft für Mensch und Natur zu gewährleisten, wird vom NABU Saarland, ganz im Sinne der saarländischen Biodiversitätsstrategie für eine nachhaltige biologische Vielfalt der „NABU–Saarland-Tierwegeplan“ vorgelegt.Dazu werden die bereits bestehenden Vorschläge des NABU-Bundesverbandes, welche durch wichtige Austauschbeziehungen mit Rheinland-Pfalz, Frankreich und Luxemburg gekennzeichnet sind, konkretisiert. Die NABU-Bundesvorschläge wurden überprüft, Expertengespräche mit Vertretern des Umweltministeriums, der Verkehrsbehörde und der Verbände geführt, Lebensraum- und Verbreitungskarten der o.g. Zielarten erstellt und die Bedeutung besonderer Landschaftsräume und Wanderkorridore hergeleitet. Alle Stellen an Autobahnen und stark befahrenen Bundesstraßen wurden gezielt inspiziert, fotografisch und textlich dokumentiert, die wichtigsten hervorgehoben und die Kosten für Ausbau und Neubau geschätzt.
Im Saarland sind mindestens an 12 Stellen Optimierungen notwendig für ein langfristiges funktionierendes Lebensnetzwerk:
- 6 Stellen können Über- oder Unterführungen mit vergleichsweise einfachen technischen Mitteln aufgeweitet und durch Landschaftselemente mit der umliegenden Landschaftsstruktur verbunden werden.
- 6 Stellen müssen Bauwerke (Grünbrücken und Aufständerungen) komplett neu gebaut werden um die bestehenden Zerschneidungen, die bereits drastische Folgen haben, zu beseitigen.
Ausbau vorhandener Bauwerke
- BAB A6 Erbach: Leichte Dammlage. Kleine Unterführung vorhanden, aufweiten.
- BAB A6 Eschweiler: Unterführung mit Stromtrasse und Bachlauf - d.h. schöne Leitstrukturen i.d. Umgebung. Ausbau/Aufweitung.
- BAB A1 Riegelsberg: Fußgängerbrücke – ausbaufähig/Aufweitung.
- BAB A8 Büschdorf: Kleine Unterführung, gut ausbaufähig/Aufweitung.
- BAB A1 Lebach: Feld-/Waldweg quert. Ausbaufähig/Aufweitung und interessante Umgebungsstrukturen.
- BAB A1 Nonnweiler (1): Brücke zwischen Böschungen –ausbaufähig/Aufweitung.
Neubau von Querungsbauwerken
- an BAB A1 Riegelsberg: leichte Böschung – hier wäre eine neue Grünbrücke notwendig: 50 m Breite.
- BAB A8 Lummerscheid: Über- oder Unterführung notwendig und möglich (in Bezug auf Trassenlage): 50 m Breite.
- BAB A8 Lummerscheid: tiefer Taleinschnitt! Neue Unterführung möglich: 50 m.
- BAB A8 Lummerscheid: Feldweg quert. Zusätzliche Leitstrukturen im Umfeld – Neubau (größerer Umbau) zu Grünbrücke sinnvoll: 50 m.
- BAB A62 bei Nohfelden: hohe Böschung - für Grünbrücke gut geeignet: 50 m Breite.
- BAB A62 Freisen: Böschungen beidseitig. Gut für Grünbrücke - auch über benachbarte Bundesstraße.
Der Bund stellt in seinem Konjunkturpaket für „Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen“ Mittel bereit, deren Kosten im Saarland in dem vorliegenden NABU-Saarland-Tierwegeplan auf ca. 20 Mio. Euro geschätzt werden. Aber auch im Rahmen des normalen Investitionsvolumens des Landes für Straßenbau sind diese Kosten in einem Fünfjahresplan darstellbar und gut in die Zukunft eines Miteinanders von Mensch und Natur investiert .Der NABU Saarland legt dieses Gutachten im Sinne der geplanten Entschneidungsinitiative als Arbeitsentwurf mit der dringenden Bitte um ernsthafte Prüfung und zeitnahe Umsetzung vor.
Für Rückfragen: Helmut Harth, Naturschutzreferent, Tel: 0 68 81 / 9 36 19 - 13