Eine Chronologie

Nach umfassenden Vorbereitungen 1993/94 war es am 09. Dezember 1994 endlich soweit, die ersten Biber nach rund 150 Jahren kamen wieder ins Saarland.

Von Rasmund Denne, Zweckverband Illrenaturierung

Zu Beginn hatte Dr. Norbert Fritsch, der Leiter der NABU Saar-Biber AG in einer wissenschaftlichen Studie für das Umwelt-Ministerium geprüft, ob und wo im Saarland Biber wieder angesiedelt werden könnten.

Die Entscheidung, die erste Wiederansiedlungsphase im Illgebiet zu starten war begründet mit dem hier schon seit Jahren umgesetzten Renaturierungsprojekt, dem „Gewässerrandstreifenprogramm Ill“.

Im Rahmen einer großen Akzeptanzkampagne mit Veranstaltungen und Partys, in deren Verlauf auch ein Namen für die Biber gesucht wurde, bereitete man die Menschen der Region auf die bevorstehende Wiederansiedlung der Biber vor. So kam der Ill-Biber auch zu seinem Namen „Berti“ und die gesamte Ansiedlungsaktion lief unter dem Motto „Berti come back“.

Und dann kam endlich der 9. Dezember 1994, in Sachsen-Anhalt warteten bereits 5 Biber, eine komplette Familie und ein Einzeltier auf den Transport ins Saarland.

Mit der Unterstützung von Saarberg, sie übernahmen den Transport und hatten auch eigens für den Transport “Bibertransportkisten“ hergestellt, kamen die Biber nach Illingen. Die Familie wurde im Illgrund in Illingen in einem extra angelegten Kunstbau, professionell mit Unterstützung des THW Illingen errichtet, in ihre neue Heimat entlassen. Der Einzelbiber, ein 1 ½ jähriger Junggeselle fand ca. 1,5 km weiter Bach abwärts seine neue Heimat.

Die Familie aus dem Illgrund hatte bereits im Folgejahr Nachwuchs, ein Jungbiber konnte hier bestätigt werden.

1995 wurde eine weitere Familie aus dem Elberaum an die Ill übergesiedelt. Hierbei handelte es sich um einen erwachsenen Biber, das Muttertier von drei diesjährigen Jungen und zwei Vorjährige. Der Bibervater konnte noch nach gefangen und erfolgreich im Frühjahr 1996 seiner Familie zugeführt werden.

Im Frühjahr 1996 kamen neben dem besagten Vatertier noch eine Familie bestehend aus zwei Bibern an den Alsbach bei Berschweiler und drei Biber wurden an einem kleinen Seitenbach des Alsbach, dem Lochwiesbach ausgesetzt. Ein vorjähriger Biber fand zwischen Urexweiler und Hirzweiler eine neue Heimat.

1996 wurden dann auch an der Bist, sie mündet von Überherrn kommend bei Wadgassen in die Saar, drei Familien mit zusammen sieben Bibern neu angesiedelt. Auch hier gab es zuerst eine wissenschaftliche Vorstudie „Wiederansiedlung des Bibers im Gewässersystem der Bist“. Vor der Aussetzung fanden Informationsveranstaltungen mit Vorträgen statt. Es wurden Fahrten in Lothringer Bibergebiete und Wanderungen organisiert und unter dem Slogan „Biber fürs Bisttal“ und „Allez les castors“ konnten Buttons gekauft werden.

Im November 1996 war es dann soweit, im Grenzbereich bei Überherrn wurde ein Pärchen mit einem Jungtier in einen Kunstbau entlassen. Im Anschluss an dieses Revier entließ man ein Biber-Paar ohne Nachwuchs ebenfalls noch im Überherrner Grenzgebiet und einige km Bistabwärts, im NSG Eulenmühle wurde eine dritte Familie, ebenfalls ohne Nachwuchs ausgesetzt. Die Biberbeobachtungen im Bistgebiet gestalten sich recht problematisch, die großen Schilfgebiete sind sehr unübersichtlich und bieten den Bibern hervorragende Deckung. Daher gibt es nur wenige direkte Biber-Beobachtungen und auch die Anzahl der Jungtiere ist schwer zu ermitteln. Gleichwohl ist ihr Eindringen in die Saar und die reichlichen, im Winterhalbjahr zu findenden Spuren Indiz für einen gesunden Bestand und eine stabile Vermehrung.

Zurück zur Ill, 1996. Die Familie aus dem Illgrund hatte in diesem Jahr zwei Junge. Die beiden ´94er Jungbiber der ersten Familie begründeten eine Geschwisterehe und hatten 1996 mit Sicherheit 2 vielleicht sogar 3 Junge.

Gegen Ende 1996 wanderten die Biber vom Lochwiesbach ab und etablierten auf der anderen Seite des Bergrückens, an der Theel die erste Theel-Biberpopulation.

Auch zwei jüngere Biber, die im Mündungsbereich von Ill und Theel beobachtet worden waren, wechselten zur ca. 10 –15 km entfernten Prims, um bei Hüttersdorf aufzutauchen und einen Angler in Verwirrung zu stürzen.

Drei jüngere Biber setzte die Biber AG 1997 nochmals an den Lochwiesbach und im Herbst wurden zwei einzeln gefangene Biber im Raum Eppelborn getrennt voneinander an der Ill in die Freiheit entlassen. Scheinbar fanden sie sich zusammen, denn bereits im Winter 97/98 bestätigten stärkere Aktivitäten am Wiesbach, dass sich hier eine Familie zusammen gefunden hatte.

Ab 1997 konnte dann auch bei den etablierten Familien regelmäßig Nachwuchs bestätigt werden.

Aufgrund verschiedener Informationen aus unterschiedlichen Quellen sind seit 1997 einige weite Wanderungen wahrscheinlich. Biber wurden nahe des Imsbaches gesehen, um später unterhalb Bierfeld in der Löster aufzutauchen. Ebenso sollen im Frühsommer 1998 Jungbiber unterhalb Nalbach in der Prims gesichtet worden sein.

1998 folgte dann die Wiederansiedlung im Oberlauf der Prims zur zahlenmäßigen Unterstützung und zur genetischen Auffrischung der eigenständigen Ansiedlungen im Mittellauf. Einzelfänge wurden im Frühjahr und im Spätherbst im Bereich südlich von Schmelz an der Prims in ihre neue Freiheit entlassen.

Am 15. November 1998 bezogen dann zwei Familien, ohne Anhang nahe Krettnich ihre, eigens dafür hergerichteten Kunstbauten an der Prims.

Eine 5-köpfige Biberfamilie wurde am selben Tage im Noswendler Bruch am Wahnbach in ihre neue Heimat entlassen.

1998 lebten Biber von Marpingen und Raßweiler bis nach Thalexweiler, Bierfeld und Nalbach. Im Bistgebiet erstreckte sich der Besiedlungsraum von Überherrn bis nach Differten.

Im Herbst 1999 begann, ebenfalls nach sorgfältigen Vorbereitungen an der Blies der Aufbau der dritten Biberpopulation mit den ersten angesiedelten Familien im Bereich von Blieskastel bis Breitfurt. Insgesamt waren hier 8 Biber in 3 Familien angesiedelt worden.

Am Wahnbach hatte die Familie bereits 1999 einen großen Damm ins Tal gebaut, welcher aber den winterlichen Hochwässern nicht Stand hielt. In den Folgejahren bauten die Biber aber an gleicher Stelle wieder einen großen Damm und etablierten sich so in diesem Bereich.

Aus der Bist sind bereits 1999 Biber in die Saar eingewandert, Spuren finden sich von Völklingen bis in Sichtweite der Staustufe Lisdorf. Es gibt ein Permanentvorkommen von Bibern in der Saar.

Am 05. November 2000 wurde die Blies-Population durch die aktive Ansiedlung von nochmals 3 Familien an der Blies, diesmal zwischen Ottweiler und Homburg weiter unterstützt.

Eine letzte Aussetzungsaktion fand dieses Jahr, also 2001 im Bereich Ottweiler – Wiebelskirchen statt. Zu den hier ansässigen Tieren wurden nochmals zwei Biber in ihre neue Freiheit entlassen.

Seit dem Frühjahr 2001 ist der Losheimer Bach ein Biberrevier, während die an der Löster bekannten Lebensräume verlassen wurden, evtl. wegen starker Schwarzwildaktivitäten.

Heute leben Biber im Saarland von Dillingen und Überherrn über Bliesdalheim und Ottweiler bis nach Morscholz und Losheim.