Zu viel Zucker in der Nahrung kann sich bekanntermaßen negativ auswirken, und das nicht nur beim Menschen. Während er bei uns im Falle des übermäßigen Konsums zur Entstehung von Karies, Diabetes, Übergewicht und anderen Zivilisationskrankheiten beitragen kann, sorgt er bei Hummeln für andere Probleme. Welche dies sind, darüber berichtete vor kurzem ein Forscherteam aus Großbritannien in der Fachzeitschrift „Journal of the Royal Society Interface“.
Zwar bietet Blütennektar mit hohem Zuckergehalt den Insekten eine besonders große Belohnung für den Blütenbesuch und die damit verbundene Bestäubungsleistung, liefert er ihnen doch mehr Energie. Jedoch wird der Nektar mit zunehmender Süße auch immer zähflüssiger. Und das mindert ab einem gewissen Punkt merklich den Vorteil des hohen Energiegehalts. Denn je zäher der Blütensaft fließt, desto anstrengender ist es für die Hummeln, ihn zu trinken. Ein erhöhter Energieverbrauch und eine längere Verweildauer auf der Blüte sind die Folgen. Damit nicht genug: Wenn die Hummeln, zurück im Nest, ihre Nektarfracht abladen, um die dortigen Vorratslager aufzufüllen, haben sie ein zweites Mal mit dem zähen Saft zu kämpfen.
Die Wissenschaftler untersuchten diese Zusammenhänge am Beispiel der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris). Unter kontrollierten Laborbedingungen boten sie den Insekten drei unterschiedliche Zuckerlösungen an, mit Zuckeranteilen von 35 bis 65 Prozent. Die Zeitdauern des Trinkvorgangs und des Regurgitierens (also des Wiederheraufwürgens) wurden exakt gemessen. Beide nahmen mit steigender Zuckerkonzentration signifikant zu, die Regurgitationszeit noch deutlicher als die Trinkzeit. Berechnungen ergaben einen optimalen Zuckergehalt zwischen 50 und 60 Prozent für die Nahrungsaufnahme, aber einen von nur 35 Prozent für den „Entladevorgang“, um jeweils den besten Kompromiss zwischen Energieaufwand und -ertrag zu erreichen. Die unterm Strich günstigste Zuckerlösung für die Hummeln würde allerdings eher die höheren Konzentrationen aufweisen, da über den gesamten Prozess betrachtet das Trinken einen größeren Einfluss auf die Energiebilanz hat.
Die Ergebnisse dieser Studie mit Hummeln lassen sich aber nicht ohne weiteres verallgemeinern. Welcher Zuckergehalt des Nektars die beste Energiebilanz bringt, unterscheidet sich durchaus zwischen verschiedenen Insektenarten. Das liegt vor allem an deren jeweiliger Trinktechnik. Während zum Beispiel Hummeln und Honigbienen den Blütensaft gewissermaßen auflecken, ist es etwa bei Schmetterlingen vielmehr ein Aufsaugen. Gerade solche saugenden Blütenbesucher bevorzugen eher dünnflüssigen Nektar.
Die Forscher weisen außerdem darauf hin, dass unter natürlichen Bedingungen weitere Faktoren zu beachten sind. Welche Blüten Bestäuberinsekten bevorzugt als Nektartankstelle nutzen, hängt unter anderem auch ab von der Flugzeit bis zur Blüte, der Landezeit an ihr, sowie von der Umgebungstemperatur. Gar nicht so einfach also, die beste Quelle für den süßen Saft zu wählen.