Wieder Amselsterben durch Usutu-Virus

NABU Saarland bittet um Online-Meldung von toten und kranken Amseln.

Lebach – Nach mehreren Jahren der Ruhe gibt es derzeit im Saarland wieder deutlich mehr Meldungen über tote und krank aussehende Amseln in Gärten und Grünanlagen. Den NABU erreichten zahlreiche Telefonanrufe, bei denen von toten bzw. orientierungslosen, taumelnden oder aufgeplusterten Amseln berichtet wurde. Wir gehen davon aus, dass sich das Usutu-Virus wieder unter Amseln breit macht und zu vermehrten Todesfällen führt. Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, begünstigt. Deshalb werde es zum Ende des Sommers vermutlich weniger Amseln in unseren Gärten geben. Umso wichtiger ist es, so der NABU, Amseln und anderen Singvögeln mit einem naturnahen Garten wertvolle Rückzugsräume zur Verfügung zu stellen, damit sie sich erholen und im nächsten Jahr wieder erfolgreich brüten können.

Um mehr darüber zu erfahren, wie stark die Amseln im Saarland vom Usutu-Virus betroffen sind, bittet der NABU um Online-Meldungen von toten oder kranken Amseln. Wer im Garten oder Park tote Amseln oder krankhafte Auffälligkeiten bei den Vögeln bemerkt, sollte uns das unter www.nabu.de/usutu melden. Die eingehenden Meldungen helfen dabei, die Gesamtsituation besser einzuschätzen. Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage. Es gibt keine Möglichkeit, den infizierten Vögeln zu helfen.

Aktuell gibt es deutlich mehr Meldungen von toten oder kranken Amseln als im Vorjahr. Durch das Virus verursachte Todesfälle treten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten vom Virus befallen und können daran sterben. Seit dem erstmaligen Auftreten im Jahr 2010 breitet sich das besonders im Spätsommer von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend über Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren lediglich wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung nach Norden und Nordosten festgestellt werden. Die Stechmücken konnten sich in diesem Jahr wahrscheinlich vielerorts aufgrund der anhaltenden Feuchtigkeit gut entwickeln. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen ihre Verbreitung.

Tote Tiere können zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg oder nach Rücksprache auch an Veterinäruntersuchungsämter gesendet werden. NABU-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig, dass sie direkt ans BNITM oder an die Ämter gehen. Wer tote Tiere einschickt, sollte Handschuhe tragen, danach die Hände waschen und desinfizieren sowie für den Versand Kühl-Akkus beilegen. Das Risiko für Menschen, sich mit dem Usutu-Virus anzustecken, ist gering. Es kann jedoch durch Stechmücken auf den Menschen übertragen werden und zu Fieber und in seltenen Fällen zu schwereren Komplikationen wie einer Gehirnentzündung führen. Bisher sind weltweit nur ein Dutzend Fälle bekannt, in denen Menschen tatsächlich am Usutu-Virus erkrankt sind. Einige davon waren nachweislich Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem. Für eine Erkrankung von Haustieren wie Hunden oder Katzen gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine Anhaltspunkte.

Meldeaktion zum Amselsterben - NABU