NABU-Beringungsstation „Mittleres Saartal“ stellt sich neu auf

Rückblick, Ausblick und Einblicke zum Tag der offenen Tür 2017

Die NABU-Beringungsstation „Mittleres Saartal“ ist seit 2008 eine feste Einrichtung des NABU Saarland. Bisher wurde die Station von einem kleinen Team mit großem ehrenamtlichen Einsatz betrieben, was den Akteuren insbesondere zu den Zugzeiten viel abverlangt hat. Nach einem in allen Belangen schwierigen Jahr 2016 steht nun eine Zäsur an: Die Beringungsstation wird mit einer hauptamtlichen Stelle besetzt.

Rückblick auf 2016

Das vergangene Jahr war für Vögel europaweit problematisch: Es war geprägt von katastrophalen Wetterbedingungen zur Brutzeit mit großen Regenmengen im Frühsommer und einer großen Dürre im Spätsommer. Diese Widrigkeiten führten bei Großvögeln wie Rotmilan und Weißstorch bundesweit zu Totalausfällen von Bruten und Brutaufgaben. Doch auch bei den Kleinvögeln schlagen diese Widrigkeiten zu Buche, was die Fangzahlen der  Beringungsstation eindrucksvoll belegen: Trotz vergleichbarer Intensität der Erfassung wurden etwa 40% weniger Vögel gefangen und beringt als in den Vorjahren. Nur knapp über 6 000 Individuen aus 77 Arten wurden gezählt (vgl. 2015: 10 000 Individuen, 83 Arten). Seit Bestehen der Beringungsstation ist dies das schlechteste Jahresergebnis.
Über alle Arten hinweg wurde zudem ein geringerer Anteil an Jungvögeln festgestellt, was auf einen geringen Bruterfolg schließen lässt. Besonders dramatisch ist dieser Effekt bei früh brütenden Arten wie Kohl- und Blaumeise, Singdrossel, Zilpzalp und Rohrammer, deren Jungenaufzucht vorwiegend
zur Zeit der Unwetter im Mai und Juni stattfand. Nur geringe Auswirkungen waren hingegen bei späten Brutvögeln wie Gartengrasmücke und Sumpfrohrsänger zu bemerken.
Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten: So gelangen uns im vergangenen Jahr auch einige interessante und seltene Fänge, allen voran ein Gelbbrauen-
Laubsänger. Dieser sibirische Brutvogel erschließt sich seit einigen Jahren neue Zugrouten über Westeuropa. Während er an der Küste seit 20 Jahren alljährlich beobachtet wird, wurde der gerade mal sieben Gramm schwere Verwandte des Zilpzalp im Saarland bis 2013 noch nicht festgestellt. In den letzten drei Jahren gelangen unserem Team nun insgesamt vier Nachweise durch Fang und Beringung, allesamt Anfang bis Mitte Oktober. Darüber
hinaus konnte mit der Wachtel die mittlerweile 114. Art im Gebiet gefangen und beringt werden. Weitere interessante Fänge waren ein Alpenstrandläufer (erst die zweite Beringung im IKEA-Biotop) und eine Zwergdommel.

Ausblick auf 2017

In den letzten Jahren arbeitete unser Team daran, die wissenschaftliche und umweltpädagogische Arbeit kontinuierlich auszubauen und zu verbessern. Für alle Beringer, die vor allem in den Sommermonaten Studium, Beruf und ehrenamtliche Tätigkeit miteinander in Einklang bringen mussten, war dies mit viel persönlichem Einsatz und Entbehrungen verbunden. Zuletzt wurden mehr als 5 000 ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Jahr rund um das Projekt geleistet, die sich auf nur noch rund fünf Verbliebene verteilten. Aufgrund des berufsbedingten Ausscheidens eines Teils des Stammpersonals verschärfte sich diese Situation auch zusehends.

Im vergangenen Jahr wurde schließlich ein Lösungsansatz für diese Problematik erarbeitet: Die Schaffung einer hauptamtlichen Stelle für die Stationsleitung. Eine Bitte um Unterstützung durch die NABU-Ortsgruppen im Saarland wurde mit einer großen Resonanz und zahlreichen finanziellen Zusagen beantwortet. Nun können wir uns mit einer positiven Nachricht zurückmelden: Im Sommer 2017 wird für die Beringungsstation ein neues Kapitel ihrer Arbeit beginnen!
Ab Juli soll zunächst im befristeten Modellversuch eine hauptamtliche Stelle entstehen. Erster Punkt auf der Agenda ist dann die umfassende, systematische Herbstzugerfassung von Juli bis November. Für diesen Zeitraum soll das Team vor Ort auch durch studentische Praktikanten erweitert werden, welche dank der Vollzeitstelle nun adäquat betreut werden können. Wie in den Vorjahren sind wir dennoch auch 2017 wieder auf die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer angewiesen, um die starken Fangtage bewältigen zu können. Wer aus den Reihen des NABU Lust hat, bei diesem praktischen und spannenden Projekt im wissenschaftlichen Naturschutz mitzuhelfen, soll sich einfach mit uns in Verbindung setzen unter info@beringung-saar.de. Ornithologische Kenntnisse oder gar Beringungserfahrung sind zwar vorteilhaft, aber nicht unbedingt nötig.
Sebastian Kiepsch, Beringungsstation

 

Ein herzliches Dankeschön vom Beringer-Team an die beteiligten NABU-Ortsgruppen:

Beckingen * Bexbach * Blieskastel * Bliesmengen-Bolchen * Fechingen / Kleinblittersdorf * Merchweiler/Wemmetsweiler * Merzig * Neunkirchen * Niedgau * Noswendel * Riegelsberg * Saarbrücken * St. Ingbert * Stennweiler * Unteres Illtal * Weiskirchen/Losheim