Die Arbeit der Beringungsstation

Die Beringungsstation "Mittleres Saartal" ist seit 2008 die Zentrale der wissenschaftlichen Vogelberingung im Saarland. Ihre Aufgaben sind das systematische Monitoring des Brut- und Rastvogelbestands im Saartal und die wissenschaftliche Auswertung der gewonnenen Daten, um mögliche Veränderungen aufgrund von Umweltbedingungen, z.B. aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, mit Daten untermauern zu können. Die Beringungsstation ist eines der längsten, kontinuierlich betriebenen Monitoringprojekte der saarländischen Ornithologie und leistet einen wertvollen Beitrag zu einer weltweiten Datensammlung im Verbund mit anderen Stationen und Vogelwarten.
Weiterhin ist auch die Umweltpädagogik seit jeher ein erklärtes Ziel der Arbeit: Im Rahmen von Veranstaltungen und Beringungsvorführungen können Kinder, Jugendliche und Erwachsene die heimische Artenvielfalt der Vogelwelt hautnah erleben und dabei ökologische Zusammenhänge und Lebensgemeinschaften kennenlernen. Von Artenkenntnis über Landschaftsökologie bis hin zu Evolutionsbiologie können verschiedene Inhalte anhand anschaulicher Beispiele und in Verbindung mit dem Naturerlebnis altersgerecht vermittelt werden. Für Besuchergruppen aller Altersstufen bieten wir gerne Beringungsvorführungen an der Station an (Termine nach Vereinbarung).
Im Rahmen der Arbeit an der Station fallen jedes Jahr tausende Arbeitsstunden an. Bis 2016 wurde dies von einem kleinen Team von ca. fünf freiwilligen Helfern rein ehrenamtlich und unentgeltlich bewältigt. Dies war für alle Beteiligten, die sich neben Beruf oder Studium engagierten, zuletzt mit einer enormen Belastung und Entbehrungen - insbesondere zu den Zugzeiten - verbunden. Ab Mitte 2017 wurde konsequenterweise die Stationsleitung hauptamtlich besetzt, um den Erhalt dieses Großprojekts des NABU im Saarland auch zukünftig absichern zu können. Dennoch wird nach wie vor ein Großteil der Feldarbeit rein ehrenamtlich durchgeführt.

Rückblick 2017

Für die NABU-Beringungsstation war das abgelaufene Jahr eine Zäsur in ihrer mittlerweile 9-jährigen Geschichte: Mit der Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle ab Juli wurde die bislang rein ehrenamtlich betriebene Station weiter professionalisiert, um dem gestiegenen Arbeitsaufwand für Forschungsarbeit und Umweltpädagogik der letzten Jahre Rechnung zu tragen. Durch einen Zusammenschluss von NABU Landesverband, zahlreicher NABU Ortsgruppen und dem Ornithologischen Beobachterring Saar (OBS) und untersützt durch weitere Zuwendungen konnte die finanzielle Grundlage dafür in der zweiten Jahreshälfte erreicht werden.

Für die Arbeit des Teams wirkte sich diese Veränderung auch unmittelbar aus: Bei der Erfassung des Herbstzugs von Juli bis November war zum ersten Mal eine nahezu lückenlose Bearbeitung möglich. Ein sehr großer Teil dieser Arbeit wurde nach wie vor durch ein Team von cira zehn freiwilligen Helfern bewerkstelligt, unterstützt durch Gastberinger und Beringungshelfer aus ganz Deutschland.
Dafür nochmal großer Dank, ohne euer aller Engagement wäre das Projekt nicht möglich! 

Im Rahmen von zwei großen Veranstaltungen, dem alljährlichen Tag der offenen Tür und einem bundesweiten Fachseminar in Kooperation mit dem Proring e.V. konnte die Arbeit der Station sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt weiter bekannt gemacht werden. Auch dank der Berichterstattung in Presse und Fernsehen ist die Beringungsstation im Saarland und über die Landesgrenzen hinweg mittlerweile eine etablierte Größe.

In Zahlen war 2017 unser historisch stärkstes Beringungsjahr mit insgesamt über 14.500 neu beringten Vögeln aus 85 Arten, bisheriger Rekord waren 11.500 (2010). Darunter gab es auch einige seltene und wissenschaftlich interessante Fänge wie z.B. einer Zwergammer, die vorher erst dreimal im Saarland nachgewiesen wurde - alle Nachweise durch Fang an der Beringungsstation! Bis zuletzt blieb das Beringungsjahr 2017 spannend mit einem invasionsartigen Einflug von Taiga-Birkenzeisigen aus Skandinavien/Sibirien, wie er in dieser Intensität noch nie vorher im Saarland registriert wurde - ein weiterer Beweis dafür, dass es in der Vogelwelt noch viel zu entdecken gibt.

Mit dem Jahresende 2017 gilt es aber auch, den Blick nach vorne zu richten: Im kommenden Jahr planen wir die Fortsetzung der hauptamtlichen Stationsarbeit, sofern die Finanzmittel dies zulassen. Derzeit ist die Finanzierung aber lediglich für die erste Jahreshälfte gewährleistet. Wir werben daher auch weiterhin um Unterstützung für die Station und hoffen, dass sich in der Zwischenzeit noch eine Lösung ergeben wird. Das neue Beringungsjahr wird dann mit dem Frühjahrszug ab Mitte März 2018 beginnen, den wir nach dem Vorbild der abgelaufenen Saison erneut intensiv untersuchen möchten. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Publikation der bisherigen Ergebnisse sein. Nicht zuletzt steht 2018 auch das 10-jährige Jubiläum der Beringungsstation an.

Das gesamte Team der NABU-Beringungsstation wünscht frohe und besinnliche Weihnachten und einen guten Jahreswechsel.