Zum Tag des Wolfes am 30. April ruft der NABU zu mehr Sachlichkeit in der Debatte um den Umgang mit Wölfen auf. Rufe nach Regulierung des Wolfsbestandes werden seit Jahren immer wieder diskutiert und suggerieren, eine Bejagung des geschützten Wildtieres würde mehr Sicherheit für Weidetiere bedeuten. „Das ist aber sachlich völlig falsch“, betont NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Fakt ist, dass die Anzahl an Wölfen nicht zwangsläufig mit der Anzahl an Rissen wächst: 2021 sind die Risse in Deutschland trotz Wachstum des Wolfsbestandes um 15 Prozent zurück gegangen. Der einzig wirksame Weg, um Weidetiere vor Wolfsrissen zu schützen, sind wirksame Herdenschutzmaßnahmen.“
Darum begrüßt der NABU, dass der Bundestag am 26. April die erleichterte Entnahme von Wölfen abgelehnt hat. Wölfe lernen durch eine Bejagung nicht, Abstand zu Weidetieren zu halten. Dies kann nur durch Herdenschutz mit Elektrozäunen oder – dort wo es möglich ist – Herdenschutzhunden erreicht werden. Die Förderung von Herdenschutz darf sich nicht nur auf die Anschaffung von Material beschränken, sondern muss auch die laufenden Kosten umfassen. Wölfe, die guten Herdenschutz überwunden haben, können als letztes Mittel getötet werden. „Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür sind bereits geschaffen, es braucht daher keine Aufnahme ins Jagdrecht. Dies würde Entnahmen sogar aufgrund höherer Bürokratie nur verkomplizieren“, sagt NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald.
Grundsätzlich muss eine bessere Datengrundlage erarbeitet werden: Das deutsche Wolfsmonitoring ist zwar auf einem überdurchschnittlich guten Niveau in Europa. Die Dokumentation und Statistik von Rissen müsse jedoch zwischen den Bundesländern vereinheitlicht und Angaben zu Vorhandensein und Zustand des Herdenschutzes sowie des Alters des geschädigten Tieres gemacht werden. Nur so könne frühzeitig auffälliges Verhalten eines Wolfes festgestellt werden, so Neuwald. Auch müsse sich fundierter mit der Wirksamkeit von Herdenschutz befasst werden. Es müssten nicht nur Risse, sondern auch durch Herdenschutz gestoppte Riss-Serien erfasst werden. Hier appelliert der NABU unter anderem an das BZWW (Bundeszentrum Weidetiere und Wölfe), die Erhebung von Daten voranzubringen und mit den Bundesländern abzustimmen. Neuwald: „Laut aktuellen Daten ist in der Mehrzahl der Risse kein oder ungenügender Herdenschutz vorhanden.“
Das Wolfsmanagement Frankreichs oder Skandinavien – in diesen Ländern werden jährlich etliche Wölfe offiziell geschossen – kann aus Sicht des NABU rechtlich als auch praktisch nicht als Vorbild gelten. Neuwald: „In Deutschland gibt es statistisch zwei bis drei Nutztierrisse pro Wolf und Jahr, in Frankreich dagegen 18 Risse pro Wolf und Jahr Dies zeigt, dass mit einer Verkleinerung der Population den Weidetieren nicht geholfen ist, wenn der Herdenschutz fehlt.“
Mehr Infos: www.NABU.de/woelfe