„Stunde der Gartenvögel“: Viele Finken, wenig Schwalben

Endergebnis zeigt deutliche Rückgänge bei Mauerseglern und Mehlschwalben / Hausbesitzer*innen können helfen

In der Merchinger Straße in Merzig steht seit kurzem das erste Schwalbenhaus im Landkreis Merzig-Wadern. Das etwa vier Meter hohe Bauwerk soll die wegfallenden Brutplätze von Mehlschwalben, Mauerseglern und Haussperlingen ersetzen, die durch den Abriss alter Gebäude wegfallen.

Mehlschwalbe und Mauersegler stürzen ab: Das Endergebnis der 19. „Stunde der Gartenvögel“ untermauert die bereits veröffentlichten Zwischenergebnisse des Zählwochenendes. „Wir sehen jetzt sehr deutlich, dass der starke Abwärtstrend bei den gebäudebrütenden Insektenfressern ungebremst weitergeht“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller zu den gemeldeten Zahlen. „Mauersegler wurden um 37 Prozent weniger gemeldet als im Vorjahr, Mehlschwalben haben ein Minus von 22 Prozent. Diese Arten brauchen dringend Hilfe, zum Beispiel in Form von Brutmöglichkeiten durch vogelfreundliche Sanierung von Gebäuden. Denn bei den Gebäudebrütern herrscht große Wohnungsnot.“ Hausbesitzer können auch helfen, indem sie beispielsweise Schwalben willkommen heißen und ihnen Nistmöglichkeiten bieten. Dafür können sie mit der NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet werden.

Besser sehen die Zahlen bei den Meisen- und Finkenarten aus. Sie wurden deutlich häufiger am diesjährigen Zählwochenende gesichtet als 2022. „Grund dafür könnte das vergangene Mastjahr sein“, so Miller. „Es gab im Winter eine Große Fülle an Baumfrüchten. Durch die guten Bedingungen haben vermutlich mehr Meisen und Finken als sonst den Winter überlebt“, sagt Miller. „Dennoch scheinen einige Finkenarten, wie der Grünfink, im mehrjährigen Trend leicht abzunehmen.“

Das Zählwochenende fällt mitten in die Brutzeit und Jungenaufzucht der meisten Arten. Dadurch wurden nicht nur die fleißigen Eltern gezählt, die emsig nach Nahrung suchen, sondern auch der eine oder andere Jungvogel. Manchmal sitzen die Jungen scheinbar hilflos im Geäst oder am Boden. Miller: „Sie sind allerdings meistens nicht aus dem Nest gefallen, wie häufig fälschlich angenommen wird. Der flügge Nachwuchs braucht unsere Hilfe oft gar nicht. Daher gilt in den meisten Fällen: auf Abstand bleiben und nur beobachten.“ Wann man wirklich einschreiten sollte und wen man um Hilfe bittet, darum geht es in der aktuellen Folge des NABU-Vogelpodcasts „Reingezwitschert“.

Insgesamt haben sich deutschlandweit fast 59.000 Menschen an der „Stunde der Gartenvögel“ beteiligt und rund 1,3 Millionen Vögel aus über 40.000 Gärten und Parks gemeldet.

Im Juni findet die nächste Zählkation des NABU statt. Beim Insektensommer vom 2. bis 11. Juni sind alle aufgerufen, Schmetterlinge, Käfer, Ameisen und Bienen zu melden.