NABU gegen Mountainbike-Park beim Wildpark Rappweiler

Pressemitteilung

Lebach/Saarbrücken: Es zieht die Menschen hinaus in die Natur, in den Wald oder einfach ins Grüne. Durch die Corona-Krise gibt es aktuell einen regelrechten Fahrrad-Boom. Die Fahrradgeschäfte sind bis auf Weiteres ausverkauft und überall sieht man Menschen allen Alters auf dem Drahtesel. Egal ob E-Bike, Rennrad oder Mountainbike. Diese Entwicklung freut uns Naturschützer natürlich ganz besonders, sagt Dr. Julia Michely als Landesvorsitzende des NABU Saarland. Das ist tatsächlich ein positiver Nebeneffekt der sonst so beklemmenden aktuellen Lage, insbesondere wenn auch dauerhaft weniger Auto gefahren wird. Manch einer bleibt vielleicht beim Fortbewegungsmittel Fahrrad und fährt ab nun die paar Kilometer zur Arbeit immer mit dem Bike. Wir freuen uns sehr, dass aktuell immer mehr Menschen unsere schöne Natur kennen- und vor allem schätzen lernen. Eine zunehmende Wertschätzung der Natur erhöht auch automatisch die Bereitschaft diese zu schützen. Nachhaltige Wirkung hat der Fahrrad-Boom aber nur wenn das Auto in der Garage bleibt und nicht als Transportmittel benutzt wird, um schöne Ziele in der Natur irgendwo anzufahren.

Diese Begeisterung darf auch nicht dazu führen, dass hochwertige Naturwälder durch Anlegung von Mountainbike-Strecken in hochsensiblen Waldbereichen, wie jetzt bei Rappweiler geplant, zu Lebensraumzerschneidungen und Beunruhigungen der Waldfauna führen, einhergehend mit massiven Störungen der Biodiversität. Illegal angelegte Mountainbike-Strecken in zahlreichen Wäldern des Saarlandes haben bereits große Störungen in Waldökosystemen verursacht. Die Streckenführung bei Rappweiler durch ruhige unerschlossene Waldbereiche beim Wildpark und Durchquerung eines alten Steinbruches wird Waldlebensräume von Flora und Fauna nachhaltig stören und entwerten. Bereits jetzt werden in der Gemeinde Weiskirchen mehrere illegale Mountainbike Strecken mit Duldung der Verwaltung und Gemeinde betrieben. Die Begründung der Maßnahme beim Wildpark mit Tourismusförderung ist in keiner Weise nach vollziehbar. Außer Unruhe und nachhaltige Störungen entstehen keine positiven Effekte für die Gemeinde Weiskirchen. Die Mountainbike Teilnehmer reisen mit dem PKW oft über weite Strecken an, machen ihre Tour und verschwinden wieder unter sehr schlechter CO2 – Bilanz. Es ist für uns beim NABU absolut unverständlich, dass die Kurgemeinde Weiskirchen dies in ihren Wäldern zulassen will, so der stellvertretende NABU-Landesvorsitzende Karl Rudi Reiter. Der Ortsvorsteher von Rappweiler-Zwalbach zeigt durch seine Ablehnung der Strecke hohes Verantwortungsbewusstsein! Der Ortsrat hat die Streckenausweisung aktuell einstimmig abgelehnt. Wir fordern den Gemeinderat von Weiskirchen auf, dieses Vorhaben zu stoppen!

Dass es auch anders geht, zeigt die Leiterin der MTB Scholl Saar-Obermosel.

Die Leiterin der MTB School Saar-Obermosel organisiert beispielhaft im Verein eine MTB School für Kinder ab 4 Jahre. Seit ca. 5 Wochen haben wir unser Nachwuchsprogramm wieder aufgenommen. Wir betreuen zurzeit regelmäßig über 60 Kinder in 7 verschiedenen Trainingsgruppen. Als Radsportverein sind uns Sport und Bewegung natürlich sehr wichtig. Genauso wichtig ist uns aber auch eine nachhaltige Gestaltung unserer Vereinsaktivitäten. Als Natursportler*Innen steht für uns die Natur an erster Stelle. Wir versuchen von Beginn an die jungen Sportler*Innen für die Natur und ihren Erhalt zu sensibilisieren. Das lässt sich auch den Jüngsten recht einfach erklären. Nur wer einen schönen Wald hat und diesen wertschätzt, kann darin auch naturschonend auf ausgewiesenen Wegen Mountainbike fahren.

Einige wichtige Regeln gilt es natürlich beim Radfahren zu beachten:

  1. Nicht abseits der ausgewiesenen Wege fahren!
    Warum? Abseits der Wege - egal ob Wald, Wiese, Sandgrube oder Acker- gehört die Natur ihren Bewohnern, die nicht gestört werden wollen. Reh, Fuchs, Hase und mancher Vogel könnte seinen Nachwuchs wegen einer solchen Störung vernachlässigen oder verlieren.
  2. Müll wieder mit nach Hause nehmen!
    Wer es schafft Verpackungen bis in den Wald zu tragen, bekommt es auch hin, diese wieder ohne den schweren Inhalt mitzunehmen.
  3. Geschwindigkeit anpassen und Rücksicht auf andere nehmen! Fahrt nicht schneller als Ihr seht. Sind Spaziergänger oder Wanderer unterwegs bitte unbedingt aufeinander achten und die Geschwindigkeit drosseln (gerade bei Downhill-Mountainbikes und E-Bikes) sowie Lärm vermeiden. Gegenseitige Rücksichtnahme und Achtung der Natur ist ein Muss.
  4. Hinterlasse keine unnötigen Bremspuren!
    Wer vorausschauend fährt kann unnötige Bremsspuren vermeiden und somit Bodenerosionen und Schäden an Wegedeckschichten vermeiden. Die Wegedeckschicht ist zwar nicht immer Natur pur, aber der Bagger der sie repariert hilft der Natur mit Sicherheit nicht weiter.
  5. Keine Nachtfahrten! Viele nachtaktive Tiere werden von Nachtfahrten gestört und vertrieben. Der Wald ist in erster Linie Rückzugsort für unsere Wildtiere und sollte von uns mit Bedacht genossen werden. Wir selbst lassen ja auch nicht ohne Grund am Abend die Rollladen runter.

 

NABU Landesverband Saarland e. V.

  • Dr. Julia Michely, Landesvorsitzende, Tel. 0176 20476764 
  • Karl Rudi Reiter, Stellvertr. Landesvorsitzender, Tel. 0171 4940442