Der Eichelhäher (Garrulus glandarius)

Einer der wohl außergewöhnlichsten Rabenvögel ist der Eichelhäher.

Ein neugieriger Eichelhäher in unmittelbarer Waldnähe

Er fällt nicht nur durch sein einzigartiges Federkleid auf, sondern auch durch seinen markanten Ruf. Dieser hat ihm den volkstümlichen Spitznamen „Polizei des Waldes“ eingebracht. Er hat es nämlich zu seiner Berufung gemacht, andere Waldbewohner vor Gefahren zu warnen. Diese Eigenschaft hat schon den ein oder anderen Jäger um seinen Jagderfolg gebracht. Und damit nicht genug. Der Eichelhäher liebt es nämlich andere Vogelstimmen zu imitieren und ist darin sogar ein echtes Naturtalent! Er soll vor allem Spechte und Habichte täuschend echt nachahmen können. Jedoch gehört unter anderem auch der Ruf des Mäusebussards zu seinem Repertoire. Folglich ist er nicht nur für Jäger ein wahrer „Segen“, sondern auch für die Ornithologen. Diese führt er durch seine Vielzahl an nachgeahmten Vogelstimmen immer wieder an der Nase herum, da sich dadurch schon so manche Vogelbestimmung verfälschen ließ.

Der Eichelhäher ist ein Teilzieher. Das bedeutet, dass nicht alle Exemplare bei uns überwintern, sondern nur ein Teil davon. Wie viele genau, hängt von verschiedenen Faktoren wie etwa dem jährlich unterschiedlich ausfallenden Wetter ab. Damit der Eichelhäher überwintern kann, legt er ähnlich dem Eichhörnchen bereits im Vorhinein versteckte Futterplätze an, die ihm im Winter als Futterreserve dienen. Im Vergleich zum Eichhörnchen legt er zwar weniger Verstecke an, soll sich dafür aber bis zu 6.000 Stück merken können. Das Eichhörnchen hingegen stolpert über seine Verstecke mehr oder weniger zufällig. Zusätzlich soll er sich sogar an die ungefähre Haltbarkeit und Anzahl der versteckten Beute erinnern. Somit verfügt er über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Hauptsächlich besteht seine Winterreserve aus den Eicheln der Jungeiche und trägt dabei zu ihrer Verbreitung bei. Daher auch sein Name Eichelhäher. Im Herbst und Winter frisst er besonders pflanzliche Kost, wie Eicheln, Buchecker oder Haselnüsse, während im Sommer überwiegend tierische Mahlzeiten wie etwa Insekten, Würmer, Eier und sogar Jungvögel auf seinem Speiseplan stehen.

Jedoch sind nicht nur seine bereits aufgeführten Fähigkeiten außergewöhnlich. Auch bei seiner Körperpflege hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Er wälzt sich nämlich in Ameisenhaufen. Während sich dieses Verhalten für uns Menschen zunächst einmal verrückt anhören wird, hat es doch einen tieferen Sinn. Durch das Wälzen in Ameisenhaufen gelangt Ameisensäure auf sein Gefieder. Dieses hält Parasiten fern. Sie sind für eine Vielzahl von Vogelkrankheiten verantwortlich und können für den Vogel als sogenannter Wirt tödlich enden. Somit verhilft dieses Verhalten dem Eichelhäher nicht nur zu einer besseren Körperhygiene, sondern wirkt auch präventiv für schwere Krankheiten.

Möchte man den schönen Vogel beobachten, sollte man in Parks, Siedlungen oder Wäldern nach ihm Ausschau halten. Sein markanter Ruf verrät ihn häufig schon bevor man ihn zu Gesicht bekommt.

Ein ausführlicher Steckbrief ist hier zu finden.

 

Foto: Alexander Stolz, Text: Johannes Stolz