Biologie und Lebensweise der Biber

Der Biber ist das größte Nagetier der nördliche Hemisphäre, größer ist nur das südamerikanische Wasserschwein, das Capybara.

Nutria und Bisam, die kleineren Verwandten der Biber waren ursprünglich nicht in Europa heimisch. Sie wurden ausgesetzt, oder sind aus Pelztierfarmen entwichen und mittlerweile ebenfalls bei uns anzutreffen.

Stammesgeschichte

Aus der Stammform aller biberartigen Nager, den Agnotocastor entwickelten sich bis zum Ende des Tertiärs 19 verschiedene Bibergattungen. Vor zirka 15 Mio. Jahren ging aus der Linie der Agnotocastor-Steneofiber Castor fiber hervor, der sich in ganz Eurasien ausbreitete. Über die Landbrücke der Beringstraße wurde im Pliozän, vor rund 4 Mio. Jahren auch Amerika erreicht. Hier entwickelte sich dann die jüngste Art, der Kanadische Biber (Castor canadensis). Von der letzten Eiszeit  nach Süden gedrängt und geographisch isoliert, entwickelten sich im europäisch-asiatischen Raum mehrere Unterarten , so auch der mitteleuropäische Elbebiber (Castor fiber albicus) .

Biologie und Lebensweise

Der Biber ist als semiaquatisches Säugetier in Körperbau und Verhaltensmuster hervorragend an eine amphibische Lebensweise im und am Wasser angepasst. Sein spindelförmiger Körper wird von dem zweitdichtesten Pelz im Tierreich gegen Kälte und Feuchtigkeit geschützt. Auf der Bauchseite besitzt ein Biberpelz ca. 23.000, auf dem Rücken etwa 10.000 Haare pro cm². Die längeren Grannenhaare überdecken die dichte Unterwolle und bilden, neben einem mechanischen Schutz eine stromlinienförmige Außenhaut.

Der Biber erreicht eine Länge von über einem Meter plus 35 cm Kelle (Schwanz) und ein Gewicht von mehr als 30 kg. 

Die Schwimmhäute an den kräftigen Hinterfüßen ermöglichen eine schnelle Fortbewegung im Wasser. Die Vorderfüße des Bibers sind mit den langen Krallen sehr gut zum Graben geeignet und sind als Greifhände ausgebildet, dabei hat der kleine Finger die Aufgabe des zurückgebildeten Daumens übernommen. Die horizontal stark abgeplattete Kelle dient beim Schwimmen und Tauchen vornehmlich als Tiefenruder, daneben wird über die statt mit Fell, mit hornigen Hautschuppen besetzte Kelle überschüssige Körperwärme an die Umgebung, zumeist das Wasser abgegeben. Bei Gefahr schlägt der Biber mit der Kelle auf das Wasser (Signalschlag), irritiert mit dem Wasserschwall den Angreifer und warnt gleichzeitig alle Biber im Umkreis, derweil er sofort abtaucht.

Hör- und Geruchssinn sind beim Biber am Besten ausgebildet, das Sehvermögen ist dagegen nicht so stark entwickelt. Ohren- und Nasenöffnungen sind dicht verschließbar, die Augen werden unter Wasser von einer durchsichtigen Nickhaut geschützt. Im trüben Wasser ermöglichen ihm lange Tasthaare auch feinste Strömungsunterschiede zu erkennen und sich so zu orientieren. Der Biber kann mit seinen wulstigen Lippen den Raum zwischen Schneidezähnen und hinterer Mundhöhle, das Diastema  fest verschließen und so  unter Wasser graben und nagen, ohne dass Wasser und sonstige Stoffe in seinen Mund gelangen können. Bei Arbeiten unter Wasser bleibt der Biber gewöhnlich 2 bis 5 min. untergetaucht, bei Gefahr kann er aber bis zu 20 min. untertauchen.

Der Biber ist ein ausschließlicher Vegetarier. In der Vegetationsphase stehen mehr als 170 Pflanzenarten auf seinem Speiseplan. In der Winterzeit werden dann vermehrt Bäume gefällt und die Rinde geschält. Bevorzugte Nahrung stellen Seerosen, Igelkolben, Kalmus aber auch Brennesseln dar, bei Sträuchern und Bäumen stehen natürlich Weiden im Vordergrund, daneben Pappeln, Eschen und wenn vorhanden Apfel- u. a. Obstbäume. Um den Winter zu überstehen, der Biber hält keinen Winterschlaf hat er verschiedene Strategien entwickelt. Zum Einen speichert er 2 bis 3 kg Fett in seiner Kelle, zum Anderen legt er, zumindest in kälteren Regionen im Herbst eine Nahrungsreserve unter Wasser, das Nahrungsfloß an.

Der Biber errichtet eine Wohnburg, die je nach Typ als Erdbau, Mittelbau oder richtige Biberburg bezeichnet wird. In einem Revier, dessen Größe zwischen 500 m und 4 km variiert, können sich mehrere Biberbaue befinden, welche im jahreszeitlichen Wechsel aber auch parallel bewohnt werden. Daneben gibt es in einem Revier oft noch einfache Ruhestätten oberhalb des Wassers, die sogenannten Sassen. Der Eingang zu einer bewohnten Biberburg ist immer unter der Wasseroberfläche, um dies zu gewährleisten und eine Wassertiefe von mehr als 50 cm sicherzustellen, baut ein Biber seine markanten Biberdämme. Dies geschieht zumeist an den kleineren Bächen. Mit 2 – 3  Jahren sucht sich der Biber ein eigenes Revier. Ein besetztes Territorium wird mittels Markierungen (mit Bibergeil gedrängte Sandhäufchen) gekennzeichnet und wenn nötig gegen Eindringlinge energisch verteidigt.

Die Paarung erfolgt von Januar bis März und nach einer Tragzeit von ca. 105 Tagen werden zwischen 3 und 6 sehende, voll behaarte Junge geboren. Biberjunge werden 6 – 8 Wochen gesäugt und sehr fürsorglich betreut. Sind ältere Jungbiber im Bau übernehmen diese auch die Aufgabe des Babysittens. Trotz aller Fürsorge ist die Jungendsterblichkeit recht hoch, nur 30 bis 50 % der Biber erreichen ein Alter von 2 Jahren. Biber leben durchschnittlich 12 bis 15 Jahre lang, sie können aber in Einzelfällen über 20 Jahre alt werden.

Verbreitung

Der Biber (Castor fiber), in seinen Unterarten bewohnte einst ganz Eurasien. Schon immer hat auch der Mensch dem Biber nachgestellt um Fleisch und Pelz zu erbeutet. Im Mittelalter wurde der Biber aufgrund seiner wassergebundenen Lebensart sowie seines schuppigen (fischähnlich) Schwanzes, zu den Fischen gerechnet und war eine sehr beliebte Fastenspeise. Einem Vernichtungsfeldzug gleich kam aber die Jagd nach dem Bibergeil, einer Analdrüse des Bibers, in welcher ein Duftsekret zur Lebensraummarkierung erzeugt wird. Der Aberglaube Bibergeil helfe als Allheilmittel schlechthin gegen jedes Leiden bedeutete den Exitus der Population in fast ganz Europa.Vom Mitteleuropäischen Biber (Castor fiber albicus) hatten Anfang des Jahrhunderts lediglich im Bereich der Stromtalauen an der Mittleren Elbe, den Unterläufen der Schwarzen Elster, der Mulde und der Saale eine Restpopulation von maximal 200 Tieren überlebt. Nach wechselvoller Entwicklung und einem erneuten Niedergang des Bestandes in der Nachkriegszeit war 1954 wiederum ein Tiefpunkt gleich dem der Jahrhundertwende erreicht. Im weiteren Verlauf zeigte ein konsequenter Schutz erste Erfolge und gestützt durch zahlreiche Wiederansiedlungen breitet sich die Biberpopulation immer weiter aus. Mittlerweile leben Elbebiber auch wieder im Emsland, dem Spessart und dem Saarland.

Landschaftsgestaltung

Der Biber ist eines der wenigen Tiere, das selbst aktiv seinen Lebensraum gestalten kann. Aufgrund der Fähigkeit Wasser aufzustauen und dadurch eine Landschaft unter Wasser zu setzen, bringt der Biber eine vielfältige Dynamik in Gang. Inmitten von Wäldern oder Kulturlandschaft schafft er einen neuen Biotop, den Flachwassersee und den Feuchtbiotop. In einem langfristigen Zyklus entwickelt der Biber aus einer geschlossenen Waldlandschaft im Talbodenbereich eine offene Seen, Feuchtwiesen und Wiesenlandschaft. Dadurch entsteht auch neuer Lebensraum für viele andere Tierarten wie Libellen, Amphibien, Käfer, Reptilien oder Vögel. Diesen Arten folgen dann auch z. B. Schwarz- und Weißstorch.

 

Spuren in der Landschaft

Woran können Sie nun erkennen, dass Sie sich in einem Biberrevier befinden ?

Als erstes findet man, zumeist sehr sauber geschälte Hölzchen am Ufer oder der Gewäs-serkante. Sie sind mindestens an einem Ende schräg abgebissen. Ist man mitten in einem Revier können es auch kürzere Äste oder dünne Stämmchen sein, zumeist an beiden Enden abgebissen. Die dazugehörenden Stümpfe sind zu finden und zeigen die typischen Biberbiss-Spuren. Zahn neben Zahn ergibt eine kleine Kante und dort wo Ober- und Unterkiefer zusammentreffen entsteht auf der ganzen Länge des Schnittbereiches eine sichtbare Naht. Der Schnitt verläuft immer schräg in einem Winkel von zirka 45° zum Stamm.   Fällt der Biber stärkere Bäumchen entsteht ein nierenförmiger oder in der Form an eine Sanduhr erinnernder Fällbereich. Markierungen, ein kleiner zusammengekratzter Erdhügel von dem ein Phenol-artiger Geruch ausgeht knapp oberhalb der Wasserlinie sind ebenfalls ein ganz typisches Erkennungsmerkmal für Biber im Revier. Und dann natürlich die Biberdämme an den kleineren Seitenbächen die zeitweise nicht genug Wasser führen damit ein Biber schwimmen und tauchen kann.

 

Beobachtungen und weitere Informationen

Haben Sie Biber oder Spuren von ihnen in einer Gegend gesehen wo zuvor noch keine Biberpopulation bekannt war, rufen Sie uns bitte an. Haben Sie Fragen zu den Bibern gleich welcher Art, fragen Sie uns. Wir können Ihnen sicher weiterhelfen.

Kontakt: Landesgeschäftsstelle, Tel. 06881 93619-0, E-Mail schreiben